Dienstag, 19. Dezember 2017

Akademisches Schlemmen ***

 
















Wo deftige Schitzel angeboten werden, sind oft Kässpätzle nicht mehr weit - wie wir einst in der Allensbacher Meisterklause (aka Schnitzelfarm) und nun auch in der Tübinger Marquardtei (mit dem Untertitel: Schnitzelakademie) erleben durften.

In der hiesigen Universitätsstadt wimmelt es nur so von Akademikern, diesseits und jenseits der Theke. Der preiswerte Mittagstisch mit regionalen Spezialitäten überflügelt jedes Mensa-Angebot und wird gleichermaßen von Erstsemestlern wie ewigen Studenten frequentiert. Wer zusätzlich des schwäbischen Idioms mächtig ist, wird sich hier sofort zuhause fühlen.

Menge: was ursprünglich recht übersichtlich anmutet, sättigt doch nachhaltig bis zum Abend
Spätzle: "die machet mer selber", wird mir zuverlässig versichert
Käse: profaner Edamer
Zwiebeln: nicht mal in Spurenelementen vorhanden
Viskosität: changiert gekonnt zwischen trockenen Röstkrusten und geschmeidiger Sahnigkeit
Beilage: geschirrsparend wird ein absolut frischer, knackiger Rohkostsalat (geraspelter Rotkohl, Möhre, Weisskraut, plus Tomatenachtel und zwei Gurkenscheiben), der auf der Karte bescheiden als Salatrand firmiert, auf demselben Teller wie die Kässpätzle angerichtet
Zubereitungszeit: geschätzte 15 Minuten
Abgang: die explosive Mischung mit einem Most(schorle) aus heimischem Anbau wird durch einen  hocharomatischen, naturtrüben Willi aus dem Badischen (2,90 Euro) nachhaltig abgefedert
Preis: für diese Location direkt hochpreisig: 9,90 Euro
Bewertung: Studentenlokal im abgerockten Vintage-Style mit flottem, sympathischem Service und deftigem Speisenangebot. Die Kässpätzle hätten sogar meiner Mutter geschmeckt!

Lokalität: Schnitzelakademie zur Marquardtei
Herrenberger Str. 34
72070 Tübingen
Tel.: 07071-43386
E-Mail: marquardtei@t-online.de

Sonntag, 12. November 2017

Mühle am rauschenden Bach ****

















Manche Vorhaben dauern in der Umsetzung etwas länger.  Stand die Pfrondorfer Mühle schon seit Jahren auf unserer Wunschliste, führt uns erst jetzt eine Hochzeitseinladung an die Gestade des Flusses Nagold und der B 463.

Einst durch seine legendären Brathähnchen berühmt geworden, glänzt das Restaurant heutzutage mit gehobener schwäbischer Küche und einem Vorzeige-Ambiente wie aus einer frühen Ausgabe des  Landlust-Magazins. Während die ehemalige Mühle neuerdings ein kleines Wasserkraftwerk samt angrenzende Fischtreppe beherbergt, kann man in der Gaststube nicht nur rustikales Steinofenbrot und heimische Regenbogenforelle verzehren.

Menge: reichlich
Spätzle: ganz tief unten werden vage geschmackliche Erinnerungen an die hausgemachten Nudeln meiner Großmutter wach
Käse: ganz klassisch: ein Emmentaler
Zwiebeln: saftig, kräftig aromatisch und leicht süßlich angeschmelzt
Viskosität: von sanfter Geschmeidigkeit
Beilage: leider keine - mit einem extra dazu bestellten Salatteller (für etwas überzogene 5,80 Euro) ist das Gericht komplett
Zubereitungszeit: keine Ahnung: einige Aperitive und eine würzige Festtagssupe lassen uns ganz die Zeit vergessen...
Abgang: am Gaumen hält noch lange eine vollmundige Wohligkeit an
Preis: 9,00 Euro (Kässpätzle), sowie 5,80 Euro (Salatteller)
Bewertung: Freundlicher Service, gepflegte Tischkultur und geschmackliche Vielfalt überzeugen. Zu den Kässpätzle würden wir uns jedoch auch hier standardmäßig einen Beilagensalat wünschen.

Lokalität: Pfrondorfer Mühle
Pfrondorfer Mühle 1
72202 Nagold
Tel.  07452 84000
E-Mail:  info@pfrondorfer-muehle.de


Donnerstag, 9. November 2017

Unter Windmühlen und Palmen ****












Kaum wurden die diesjährigen Stuttgarter Buchwochen unter spanischer Gastland-Flagge eröffnet, sorgt ein Don-Quijote-Abend auch schon für volles Haus. Doch den literarischen Schmankerln folgt leider kein lukullisches: zu dürftig das Angebot im Buchcafé, zu überteuert die Preise bei schnöder Selbstbedienung.

Schon zwei Etagen tiefer verheißt eine Anschlagtafel spontane Stärkung: Logo Tagestipp: Allgäuer Käsespätzle € 7,50. Zwar sitzt es sich etwas zugig im weiten Lichthof unter hohen Palmen, doch zwei holde Jungfern in Service und Küche verwöhnen mich aufs vorzüglichste. Und beim psychedelischen Tellermuster fühle ich mich glatt an rotierende Windmühlenräder erinnert.

Menge: davon würden Don Quichote und Sancho Pansa gemeinsam satt (gut die Hälfte packt mir die Wirtstochter großzügig als Proviant ein)
Spätzle: hausgemacht
Käse: Allgäuer Emmentaler pur
Zwiebeln: eher nicht - dafür fein geschnittene Schnittlauchröllchen als Topping
Viskosität: unter einer vom Salamander gebräunten superkrossen Oberfläche schmilzt soft das Käse-Magma
Beilage: merkwürdigerweise einige Scheiben Baguette (naja, low carb ist dieses Gericht eh nicht)
Zubereitungszeit: weniger als eine Viertelstunde
Abgang: nicht blähend, nicht bedrückend, sondern glücklich sättigend
Preis: 7,50 Euro
Bewertung: Kässpätzle sucht man vergebens auf der festen Speisekarte das Restaurants. Sie sind nur im Angebot, wenn aus anderem Anlass eine größere Menge Spätzle gefertigt wird. Dieser Umstand und das Fehlen eines Beilagensalates lassen dieses sonst tadellose Gericht leider haarscharf an der Höchstpunktzahl vorbeischrammen.

Lokalität: Logo
im Haus der Wirtschaft
Wilhelm-Bleicher-Str. 19
70174 Stuttgart
Tel. 0711/2265002
E-Mail: kontakt@logo-restaurant.de

Freitag, 29. September 2017

Mehr haben mit Multikulti **



Kässpätzle beim Türken kommen uns immer etwas spanisch vor. Doch der quirlige, stets zu Scherzen aufgelegte Ober des Merhaba versichert uns, der hiesige Koch hätte in Schwaben gelernt und die Kässpätzle seien bei den Gästen sehr beliebt. Tja, schlechte Zeiten für Köfte, Moussaka und Sigara Böregi.

Vom lauen Herbstwetter inspiriert, eröffnen wir wieder die Freiluftsaison und nehmen auf der Terrasse Platz. Der Service zieht mit und rollt spontan einen farbenfrohen Tischläufer aus. Merhaba!

Menge: reichlich
Spätzle: Fertigteigwaren (wir ersparen uns die obligatorische Frage nach der Herkunft)
Käse: offenbar ein "würziger Emmentaler, speziell für Kässpätzle" (wie der Ober auf Nachfrage deklamiert)
Zwiebeln: die offerierten "Röstzwiebeln" sind eher zart gedämpft
Viskosität: schlonzig und butterweich
Beilage: ein leider indiskutabler kleiner Salat, der im Sahnedressing untergeht - davor eine grandiose Gemüsesuppe mit getoasteten Baguettescheiben, danach eine ebenfalls hervorragend gelungene Crème-Caramel-Interpretation
Zubereitungszeit: keine Ahnung - die verschiedenen Gänge trudeln zeitlich versetzt ein und lassen nie Langeweile aufkommen
Abgang: gut sättigend bis zum Abend
Preis: unglaubliche 6,50 Euro (als 4-Gänge-Mittagsmenü)
Bewertung: Die gelungene Vor- und Nachspeise, sowie der phänomenale Preis würden zu uneingeschränktem Lob verleiten. Allein die Kässpätzle - der eigentlich Grund meines Besuches - sind nicht gerade der Hit! Beim nächsten Mal vielleicht doch lieber Moussaka?

Lokalität: Restaurant Merhaba
Breslauer Str. 15
71034 Böblingen
Tel: +49 7031 68 69 20
E-Mail: info@restaurant-merhaba.de

Freitag, 1. September 2017

Mops Jackson mopst nicht mal ein Spätzle ***

 


Die Naturfreundehäuser, in denen wir während der letzten Monate zu Gast waren, changierten zwischen zweckmäßiger Einrichtung + ruppigem Personal / liebevoll gestaltetem Ambiente  + herzlichem Service.  Glücklicherweise gehört das Nagolder zur zweiten Kategorie. Wozu auch die anmutige Lage mit Blick auf Streuobstwiesen und die Burg Hohennagold beiträgt.

Pünktlich zum Monats- und Jahreszeitenwechsel kommt es zum großen Temperatursturz. Bibbernd und regennaß betreten wir die gemütliche Wirtsstube. Kaum auf der Eckbank Platz genommen, kuschelt sich auch schon ein feuchtes Fellbüschel an uns.

Menge: eine mächtige Portion, geradewegs für hungrige Wanderer und Biker konzipiert
Spätzle: vollschlank und vollmundig
Käse: selbst die Chefin ist sich unsicher: entweder Emmentaler (was wir bestätigen könnten) oder eine Spätzleskäs-Mischung
Zwiebeln: grazile, karamellige Röstzwiebeln
Viskosität: sahnig
Beilage: 3-Schicht-Betrieb im Einmachglas: knusprige Sommenblumenkerne auf knackig-frischen Blattsalaten auf leckerem Kartoffelsalat
Zubereitungszeit: Hausmops Jackson gestaltet uns die kurze Wartezeit so vergnüglich, dass wir jegliches Zeitgefühl vergessen
Abgang: ganz anstandslos, auch dank eines fruchtig-aromatischen Himbeergeistes (2,30 Euro)
Preis: 9,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Solide, gefällige Kässpätzle mit kreativem Anstrich (breitpinselig auf dem Tellerrand aufgetragen), sowie ansprechend präsentiertem Beilagensalat. Ausserhalb der Wertung, aber überaus  positiv anzumerken: die grandiosen hausgemachten Haselnuss-Gnocchi mit Pfifferlingen (14,90 Euro).

Lokalität: Naturfreundehaus Nagold
In den Mulden 1 
72202 Nagold
Tel. 07452/4147
E-Mail: info@Naturfreundehaus-Nagold.de

Mittwoch, 9. August 2017

Rustikale Ranch ***


Verkehrte Welt: während wir noch letzte Woche echt Allgäuer Kasspatzen im vermeintlich griechischem Ambiente goutiert haben, wird nun das ferne Allgäu ins hiesige Heckengäu zitiert.

Ansonsten bietet das Renninger Golfer- und Reiterstüble Hippocampus 1a schwäbische Speisen, über die noch meine Eltern jubiliert hätten (Ochsenmaulsalat, Luggeleskäs, Linsen und Spätzle...) Auch das Ambiente erinnert stark an die Ranch von Onkel Bernhard, inklusive Pferdekoppel und holzlastiger Gemütlichkeit. Grund genug, um mich erst mal wohl und heimisch zu fühlen.

Menge: sooo viel hätte es nicht sein müssen: selbst mit Mithilfe meines Begleiters war diese Portion nicht zu schaffen
Spätzle: diese zerkochte, überweiche Masse erinnert vage an Grießbrei
Käse: ausgiebige Fäden ziehend - und das nicht zu sparsam!
Zwiebeln: die angekündigte Zwiebelschmelze ist feingehackt und von hellblonder Farbe
Viskosität: auch wenn "die Frau vom Chef und Servicekraft" versichert, dass so nun mal Allgäuer Kässpätzle seien, mag ich mich mit dieser weichen, breiartigen Substanz nicht so recht anfreunden
Beilage: ein ordentlicher, vielseitiger Beilagensalat aus: Blatt- und Kartoffelsalat mit Möhre, Tomate, Gurke, Radieschen
Zubereitungszeit: etwas über eine Viertelstunde
Abgang: nur mit geöffnetem Hosenknopf schaffe ich es nach Hause
Preis: 9,20 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Rustikaler Ort für alle Pferde- und Naturfreunde, Schnitzel- und Hausmannskostliebhaber. Nur die Interpretation meiner Leibspeise traf nicht komplett meinen Geschmack.

Lokalität: HIPPOCAMPUS
Kriegsbäum 2
71272 Renningen
Tel: +49 160 91 34 82 74
E-Mail: awullinger@yahoo.de

Von Kasspatzen und Schafkopfen **


 
Die Abgeschiedenheit des Allgäuer Ortes am Rottachsee schreckt uns kaum. Auch nicht das durchlebte Ambiente der 60/70er Jahre. Dieses Gastlokal hat seine besten Touristenströme bereits um unzählig servierte Schweinsbraten schon hinter sich.
 
Menge: Minipfännle, Portion "Gesamtschule" (nicht zu viel, am Nachmittag findet schließlich noch Unterricht statt), nix für Hungrige, doch für Testesser (mit Hang zum nur mal "schnabulieren")
Spätzle: für unsereins eindeutig Knöpfle. Man beharrt: "Knöpfle sind doch Spätzle!"
Käse: "Ha, Emmentaler! Und was wir so an Resten haben." Die Reste sind heute eindeutig ausdrucksloser Emmentaler.
Zwiebeln: heißen hier Schnittlauch, sind überschaubar per Handstreich der Portion angeglichen flugs darüber geweht
Viskosität: nicht vorhanden, weil Knöpfle
Beilage: Sauereingelegtes dem Lagereimer entnommen, plus Kopfsalat, müde gewürzt
Zubereitungszeit: halb Liter Bier für Durstige (15 Minuten)
Abgang: nach etwa einer Stunde, von dort, wo wir herkamen - durch die Eingangstür
Preis: der überschaubaren Leistung angemessen: 6,80 Euro
Bewertung:  Hier ist das alt tradierte Allgäu noch in Ordnung. Ältere Herrschaften des Ortes treffen sich mittags unterm Rehgeweih zur halben Maß und zum Schafkopfen. Sonst können wir leider keine weiteren Trümpfe im Lokal entdecken. Außer, dass das große Peststerben (von 1635) fast 400 Jahre vorüber ist.

Lokalität: Gasthof Pension Löwen
Schachenstraße 1
87466 Oy-Mittelberg / OT: Petersthal

Tel: 08376/929784

Montag, 31. Juli 2017

Reise in den Süden ****

















Schluss mit der Sommerpause - rein ins hochkalorische, herzhafte Vergnügen! Nach über 6 Wochen Abstinenz lockt das Allgäu als ausgewiesenes Kässpatzen-Land. Doch am Zielort erst mal tote Hose. Das verschlafene Wertach war vielleicht in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ein touristischer Hotspot. Heutzutage muss man lange durch die Straßen cruisen, um überhaupt mal ein offenes Lokal zu finden.

Optisch würde man den Olivenbauer eher in südländischen Gefilden verorten, doch die Speisekarte rubriziert unter "Heimweh" eine ganze Reihe Allgäuer Spezialitäten. Erleichtertes Aufatmen! Also müssen wir den Hunger doch nicht mit Pfannengyros und Tsatsiki stillen.

Menge: diese Riesenportion ist selbst für einen hungrigen Gourmand nicht zu annähernd schaffen - gottseidank packt der Service in weiser Voraussicht gleich die Reste ein
Spätzle: mollige, knöpfleartige Exemplare
Käse: vollmundiger, würziger Bergkäse mit Emmentaler
Zwiebeln: selbstgemachte knackig-krosse Röstzwiebeln zum Sattessen
Viskosität: angenehm gummiartig und kompakt
Beilage: der an sich unspektakuläre grüne Salat wird von einer sensationellen, hausgemachten dunklen Senfmarinade gekrönt, die man sich am liebsten literweise abfüllen möchte
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang: macht gleich 2x pappsatt (die Reste gibts zum Abendessen)
Preis: überaus günstige 8,90 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Mediterrane Speisen mit Allgäuer Traditionskost zu kreuzen und das Ganze in einem leicht shabby Ambiente zu servieren, mag ein gelungener Marketing-Gag sein. Wir waren von Geschmack, Kreativität und Preis auf jeden Fall begeistert.

Lokalität: Beim Olivenbauer
Marktstr. 46 
87497 Wertach
Tel. 08365 /1818
E-Mail:
info@beim-olivenbauer.de

Samstag, 17. Juni 2017

Schwarzwald-Fake **


















An Orten, die vor einem Kloster Döner nicht zurückschrecken, muss man - lukullisch gesehen -  mit dem Schlimmsten rechnen. So wählt der konservative Spätzle-Esser sicherheitshalber eine gastronomische Location, die traditionsreiche Heimatverbundenheit suggeriert. Dass sich dies als folgenschwerer Trugschluss erweist, zeigt sich leider viel zu spät.

Weder die flinke Servicedame, noch der Chef oder gar der Koch scheinen schwäbische Wurzeln zu haben, sind nachgerade meilenweit davon entfernt. So entpuppen sich die schwarzwälderisch angehauchten Käsespätzle eher als Potemkinsche Dörfer. Nur weit angereiste Touristen mögen sich von solchem Blendwerk täuschen lassen. Ich schlinge tapfer die Enttäuschung hinunter und freue mich schon auf das Frühstücksbüffet am nächsten Morgen.

Menge: dass ich nicht die ganze Portion esse, liegt nicht an ihrem Umfang
Spätzle: einheitlich geformt
Käse: der Chef verkündet, wie aus der Pistole geschossen: Gouda
Zwiebeln: eher Fehlanzeige
Viskosität: die oberflächlich gebräunten Spätzle schwimmen in einer suppigen, fast flüssigen Substanz, die an warm gemachten Streichkäse erinnert
Beilage: ein ärmlicher Beilagensalat aus echten, aber substanzlosen Zutaten
Zubereitungszeit: kaum eine Viertelstunde
Abgang: einen fahlen Nachgeschmack latenter Enttäuschung hinterlassend
Preis: für die Leistung nicht ganz angemessene 10,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Weniger Suppigkeit und höherer Bräunungsgrad könnten aus diesem gut gemeinten Versuch durchaus noch akzeptable Kässpätzle machen. Es ist nie zu spät!

Lokalität: Schwarzwaldstube
Kurpromenade 5
76332 Bad Herrenalb
Tel.:  07083/2298

Samstag, 20. Mai 2017

Gut gehopft ***

















Manche Landgasthöfe wirken wie eine Kreuzung aus Freilandmuseum und Disneyland. Plus einer Überdosis an Lokalkolorit. Auch im Brauereigasthof Schäffler haben Innenarchitekten, Eventmanager und Marketingspezialisten ihre Bestleistung vollbracht. Ein idealer Ort für Betriebsausflüge und Familienfeiern.

Wer nicht nur den Hopfen im Kopf hat, kann hier auch zünftig an Schweinshaxen nagen oder sich sein Essen selbst brutzeln. Natürlich stilgerecht zwischen Zapfanlage und Schnapsbrennerei. Als bemerkenswerte Koninzidenz werden meine Allgäuer Kässpatzen im gleichen Porzellanschiffchen serviert wie zuvor schon die Allgäuer Käserahmsuppe meines Nebensitzers.

Menge: mehr als ausreichend
Spätzle: voluminöse Knöpfle
Käse: eine Melange aus Emmentaler, Bergkäse, Limburger, Weisslacker
Zwiebeln: musig-würzig-marmeladiges Zwiebel-Topping
Viskosität: Käsemix und trockene Knöpfle gehen leider keine verbindende Symbiose ein
Beilage: ein Viertel Kopf Frisee-Salat
Zubereitungszeit:   keine Ahnung - in froher Runde haben wir komplett die Zeit vergessen
Abgang: zur Verdauung empfiehlt sich ein zarthopfiger Bierbrand
Preis: haarscharf kalkuliert: 9,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Eventgastronomie mit gestyltem Lokalkolorit. Ein Landgasthof wie aus dem Bilderbuch. Die grundsoliden Speisen lassen allerdings eine persönliche Handschrift vermissen.

Lokalität: Brauereigasthof Schäffler
Hauptstraße 17
87547 Missen
Tel.: +49 8320 920-0

Freitag, 19. Mai 2017

Da geht die Sonne auf ****



Das Allgäu ist ausgewiesenes Kasspatzen-Land. Nirgendwo sind die Spätzle voluminöser, die Käsesorten würziger, die Salate knackiger. Kaum steigen wir nach bequemer Anreise in Missen-Wilhalms aus unserem Auto, stolpern wir auch schon hungrig und hoffnungsfroh in den hiesigen Landgasthof Sonne. Eine gute Wahl, steht in diesem sympathischen Familienbetrieb doch Sohn Thomas hinterm Herd, der nicht umsonst seine Ausbildung in einem 5-Sterne-Lokal absolviert hat. Vom Service werden wir so freundlich aufgenommen, als hätte man geradewegs auf uns gewartet. Das passt!

Menge: einen tiefen Teller füllend
Spätzle: stattliche Knöpfle
Käse: eine im Detail geheim gehaltene Hausmischung aus Emmentaler, Bergkäse, Limburger, Romadur und ???
Zwiebeln: hellblond angedünstete butterweiche Streifen
Viskosität: tendenziell eher trocken, aber nicht kross
Beilage: hier folgt man der Tradition und reicht einen knackigen grünen Salat, lediglich mit etwas Kräutern und einer leichten Vinaigrette verfeinert
Zubereitungszeit: trotz offensichtllich frischem Finishing unglaublich kurze 10 Minuten
Abgang:  macht satt, bläht jedoch nicht
Preis: mit sehr angemessenen 9,60 Euro (inklusive Beilagensalat) knapp unter der magischen Preisgrenze
Bewertung: Gut verdauliche, kraftvolle Kässpätzle in einem gepflegt-gemütlichen Ambiente mit überaus freundlichem Service. Was will man mehr?

Lokalität: Sonne Wilhams
Wilhams 8
87547 Missen-Wilhams
Tel. 08320/226
E-Mail: gudermann@sonne-wilhams.de

Montag, 15. Mai 2017

Lieber einen Spatz in der Hand ***

















Der legendäre "Ulmer Spatz" entpuppt sich in vielen bildlichen Darstellungen eher als Taube - mit einem Ölzweig im Schnabel. Das dürfte der interessierte Ethnologe sogar im überaus volkstümlich ausgestatteten Interieur des gleichnamigen Restaurants im Schatten des Ulmer Münsters entdecken. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Nicht umsonst fühle ich mich stark an die Gasthäuser meiner Kindheit erinnert, als jede Madonnenschnitzerei an der Wand und jedes verschnörkelte schmiedeeiserne Gitter noch ein kleines Wunder für sich war.

Menge: eine Riesenschüssel voll
Spätzle: kräftige Knöpfle
Käse: rezenter Bergkäse
Zwiebeln: knusprige Röstzwiebeln
Viskosität: leider gehen die tendenziell eher trockenen Spätzle mit dem angenehm fädenziehenden Bergkäse keine bleibende Verbindung ein
Beilage: dieses Salat-Arrangement erinnert vage an die Tomatenpilze der 60er-Jahre
Zubereitungszeit: eine knappe Viertelstunde
Abgang: liegt leicht bleiern im Magen
Preis: überschreitet mit 10,90 Euro (inklusive Beilagensalat) knapp die magische Preisgrenze
Bewertung: Idealer Ort für nostalgische Zeitreisende und interessierte Touristen mit Hang zum  Lokalkolorit. Traditionsbehaftet auch das Speisenangebot!

Lokalität: Ulmer Spatz
Münsterplatz 27
89073 Ulm
Tel. 0731/ 68081
E-Mail:
info@hotel-ulmer-spatz.com
info@hotel-ulmer-spatz.com Read more at: http://www.hotel-ulmer-spatz.com/de/impressum
Münsterplatz 27 Read more at: http://www.hotel-ulmer-spatz.com/de/
Hotel Restaurant Ulmer Spatz oHG Münsterplatz 27 D - 89073 Ulm Read more at: http://www.hotel-ulmer-spatz.com/de/
Hotel Restaurant Ulmer Spatz oHG Münsterplatz 27 D - 89073 Ulm Read more at: http://www.hotel-ulmer-spatz.com/de/

Samstag, 13. Mai 2017

Carl Laemmle was here ****


















Carl Laemmle, der wohl berühmteste Sohn Laupheims, wanderte Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus. Dort gründete er die "Universal Studios" und kann damit als "Erfinder" Hollywoods gelten. Jedes Jahr stattete er seiner  oberschwäbischen Heimatstadt einen Besuch ab und residierte während dieser Zeit im "Rothen Ochsen" - als reicher Onkel aus Amerika und mildtätiger Förderer.

Noch heute umweht der inzwischen sorgsam restaurierten Wirtschaft ein nostalgischer Geist, den die derzeitigen Inhaber Sandra und Magnus Wilfert mit einer vorzüglichen Küche und ambitionierter Gastfreundschaft verbinden.


Menge: hier sind Quantität und Qualität geradezu identisch
Spätzle: voluminös und habhaft
Käse: manchmal ist das Einfache das Beste - hier: ein schlichter Edamer
Zwiebeln: crispy Röstzwiebeln
Viskosität: von cremiger Geschmeidigkeit
Beilage: ein knackiger, ultrafrischer Beilagensalat wie ein hingetupftes Gemälde: Pflücksalate, Wildkräuter, Sojasprossen, Rettichscheibchen, Paprikastreifen, Möhrenwürfelchen...
Zubereitungszeit: die (gar nicht lange) Wartezeit auf den Hauptgang wird uns mit zweierlei Amuse Gueule mehr als verkürzt: mit einem exotisch angehauchten Mini-Schnitzelchen auf Weisskraut-Bett, sowie mit einem frischen Spargelragout nebst Ziegenfrischkäse
Abgang: so fühlt sich pures Glück an
Preis: 13,80 Euro (inklusive Beilagensalat, Baguette und Frischkäse, plus zweierlei Vorspeisen)
Bewertung: Laupheim at its best!! Carl Laemmle war im Geiste bei uns!

Lokalität: Schildwirtschaft zum Rothen Ochsen
Kapellenstraße 23
88471 Laupheim
Tel. 07392/900730
E-Mail: rothen.ochsen@t-online.de

Montag, 1. Mai 2017

Viel Alb, wenig Blick ****

 
















Schon Mörike besang die berühmte "Blaue Mauer" der Schwäbischen Alb. An einem verregneten 1. Mai lassen sich durch die diesige Nebelwand allerdings nur vage die Schönheiten der Landschaft erahnen. Umso wichtiger, einen trockenen, heimeligen Ort zum Aufwärmen und Stärken zu finden.

Im "Albblick" konnten wir bei schlechtem Wetter leider nicht denselbigen geniessen, fanden uns jedoch als unangemeldete Gruppe mit divergierenden Essenswünschen zu einer ungewöhnlichen Zeit (17 Uhr) gut aufgehoben.

Menge: unglaublich, dass diese habhafte Portion auf der Karte unter "Vesper und kleine Speisen" firmiert
Spätzle: handgeschabte, innen fluffig weiche und aussen herrlich kross angebräunte Prachtexemplare
Käse: ein seltener Mix aus Emmentaler und Cheddar
Zwiebeln: saftig und aromatisch angeschmelzte Zwiebelstücke
Viskosität: trockene Knusprigkeit, mit gut eingebundenem Käse
Beilage: frische Blattsalate, rote Bete und Kartoffelsalat - kreativ angereichert mit knackigen Sprossen und unkonventionellen, hausgemachten Croutons
Zubereitungszeit: trotz verspäteter Bestellung landete meine Leibspeise im Handumdrehen auf dem Tisch
Abgang: zur vollsten Zufriedenheit
Preis: günstige 8,00 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Käsespätzle in Bestform! Die ausladend aufgehäuften Teller auf den Nebentischen sprachen für durchwegs üppige Portionen.

Lokalität: Restaurant Albblick
Haldenweg 150
73257 Köngen
Tel.: 07024 / 82111
E-Mail: info@albblick-köngen.de

Sonntag, 26. März 2017

Oiishii! ***

 
















Stuttgart, Lindenmuseum. Die aktuelle Sonderausstellung zur japanischen Ess- und Trinkkultur lockt zahlreiche kulinarische Asien-Fans ins Kässpätzle-Country. Reizt der Gegensatz? Trollinger versus Sake? Buabaspitzle versus Bento-Box? Sauerbraten versus Sushi?

Aufmerksamen Essern werden jedoch die Synergieeffekte nicht entgehen. Gleicht dieses glänzende Spätzleteil, das ich im Museumsrestaurant serviert bekomme, nicht einem nachgemachten asiatischen Speisenmodell aus Kunststoff - gemeinhin als Shokuhin sampuru bekannt?

Menge: von Größe und Beschaffenheit eines Kuchenstücks
Spätzle: laut Auskunft der Servicdame: hausgemacht
Käse: Emmentaler mit Gouda (in sparsamer Verwendung)
Zwiebeln: ein großzügiges Nest von würzig geschmorten Zwiebelstreifen mit deftigstem Umami-Geschmack
Viskosität: griffig bis fest
Beilage: offiziell keine - ich wähle jedoch einen zusätzlichen Beilagensalat, der zwar tadellos aussieht und schmeckt, sich aber durch Belanglosigkeit auszeichnet (Blattsalate, plus jeweils zwei Alibi-Gurkenscheiben und Cherrytomaten-Hälften)
Zubereitungszeit: etwas über eine Viertelstunde
Abgang:  erst leicht und unspektakulär, doch nach Stunden melden sich die Zwiebelblähungen
Preis: 7,00 Euro (als Mittagstisch) plus 3,00 Euro für den Beilagensalat
Bewertung: Kässpätzle als Auflaufversion, die mit knackiger Ober- und Unterhitze im Ofen gebacken wird, kenne ich eher aus Kantine und Altenheimverpflegung. Doch die hiesigen kommen mit einem gewissen Charme daher.

Lokalität: Hegel Eins
Hegelplatz 1
70174 Stuttgart
Tel. 0711.67 44 360
E-Mail: info@hegeleins.de 




Donnerstag, 16. März 2017

Hilfe, ein Kunde! *


















16 Plusgrade an einem 16.März bringen die halbe Stadt in Wallung. Auch mich verleiten die frühlingshaften Temperaturen zu einem spontanem Essen unter freiem Himmel - als erstes Kässpätzle-Openair in diesem Jahr.

Das Kostbar hinterm Stuttgarter Rathaus lockt mit großzügigen Terrassen und entspannter Lounge-Atmosphäre. Dermaßen easy-going, dass nach einer halben Ewigkeit immer noch keine Bedienung auftaucht und die vergrätzten Gäste um mich herum bereits wieder das Weite suchen. Hier benötigt  man starke Nerven und gehörig Eigeninitiative, um überhaupt eine Bestellung aufzugeben.


Menge: nicht allzu üppig
Spätzle: ich verzichte entkräftet auf Herkunftsnachforschungen
Käse: in der Hektik wurde nicht mal der Scheib(lett)en-Käse ganz geschmolzen und dümpelt nun noch stückchenweise auf der Oberfläche dahin
Zwiebeln: die angekündigten geschmelzten Zwiebeln entpuppten sich als Rudimente frischer Frühlingszwiebeln
Viskosität: schlonzig
Beilage: ein kleiner Beilagenalat, der unter würzigem Rucola leider mit geschmackloser Gurke und undiskutablem Dosenmais aufgefüllt ist
Zubereitungszeit: die fast drohend prophezeiten 25 Minuten reduzieren sich nach meinen Missmutsbezeugungen auf ratzfatz 5 Minuten. Dafür erhalte ich als Besteck lediglich einen Löffel (Messer und Gabel müssen selbst organisiert werden).
Abgang: Lieb- und Geschmacklosigkeit treiben mich nach diesem verunglückten Essen in die Hände von Lebe Gesund auf der anderen Straßenseite (wo man mir mitleidvoll zwei Scheiben Brot schenkt)
Preis: 8,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Manche Latte-Macchiato-Locations fühlen sich so stylish, dass offenbar auf einen funktionierenden Service und eine handwerklich solide Küche verzichtet werden kann.

Lokalität: Kostbar Stuttgart
Steinstraße 3
70173 Stuttgart
Tel: 0711/ 4704595

Dienstag, 7. März 2017

Willkommen im Club **

















Ehemals galt der IBM-Klub Böblingen als Insel der Glückseligen, als eigenständiger Mikrokosmos ausserhalb der profanen restlichen Welt. Einst in den Wirtschaftswunderjahren für einen elitären Mitarbeiterkreis gegründet, hat sich der Klub in den vergangenen Jahren großzügig der Allgemeinheit geöffnet. Die sich inzwischen im Rentenalter befindlichen Altvorderen halten dem Ort trotzdem noch die Treue.

Sollten zwischen Aquaristik und Yoga Hunger und Durst aufkommen, lädt das Klub-Restaurant zu deftigen Speisen jugoslawischer Prägung und günstigem Mittagstisch ein. Absolut sehenswert: die 70er-Jahre-Architektur mit geklinkerten Wänden und rustikalem Parkettboden.


Menge: immens
Spätzle: Fertigware von Schmid`s
Käse: laut Auskunft von Kellner 1: Emmentaler
Zwiebeln: eher rudimentär als gedämpfte Stückchen vorhanden
Viskosität: suppig-schlüpfrig
Beilage: standardmäßig leider keine - doch ich greife zum Beilagensalat vom Büffet (dessen Bestandteile durch unspektakuläre Mittelmäßigkeit glänzen)
Zubereitungszeit: eine Viertelstunde
Abgang: am Gaumen bleibt eine latent aromatische Würze zurück
Preis: 7,90 Euro
Bewertung: Als Vorspeise ein Salat, als Hauptgang eine Suppe - diese Anmutung hatte das heutige Mittagessen. Wer seine Kässpätzle gerne schlürft, wird mit dieser Variante sicherlich glücklich werden. Mir perssönlich mangelte es an Biss.

Lokalität: IBM Klub-Restaurant Böblingen 
Schönaicher Straße 216
71032 Böblingen
Tel: 07031 / 27 22 47
E-Mail: kovacevd@hotmail.com

Donnerstag, 16. Februar 2017

Bei Graf Eberhard (ohne Bart) ****

 
















Je mehr man sich Bad Urach nähert, desto höher wird die Rollatoren- und Gehhilfendichte. Als Hotspot der künstlichen Hüften und rheumatischen Zipperlein mögen die Albthermen gelten. Gleich daneben residiert, schon etwas angejahrt, das Biosphärenhotel Graf Eberhard. Hier leben noch die 70er Jahre auf, in Form von grobem Rauhputz, Toast Hawai und schwadronierenden Altherrenriegen. Doch wenn man sich erst einmal akklimatisiert hat, bestellt man gern ein Viertele mehr (das hier übrigens noch im traditionellen Henkelglas serviert wird).


Menge: zusammen mit einem selbst gewählten Salat vom Büffet so umfangreich, dass ich mir die Hälfte einpacken lassen muss
Spätzle: überzeugend handgeschabt
Käse: Albkäs von der Hohensteiner Bioland Hofkäserei
Zwiebeln: fein gedämpft
Viskosität: von rahmig-sahniger Geschmeidigkeit
Beilage: das beeindruckende und einzigartige Salat- und Vorspeisenbüffet ist eindeutig das A (wie Anchovis) und O (wie Olive) dieses Lokals. Hier darf man sich einen Beilagensalat nach eigener Wahl holen und gerät dabei unwillkürlich in Verzückung angesichts des pesto-kräuterigen Baby-Mozzarellas, der erdigen Roten Bete, des sahnigen Krautsalats, der krossen Croutons, des bunten Pfannengemüses...
Zubereitungszeit: geschätzte 15-20 Minuten, die man jedoch mit einem großzügigen Amuse Gueule (Körnerbrot mit einem Glas Schmalz) wunderbar überbrücken kann
Abgang: so einlullend, dass ich auf der Nachhausefahrt sofort einschlafe
Preis:  stolze, aber vollkommen gerechtfertigte 14,50 Euro (inklusive Salat vom Büffet)
Bewertung: Während man bei manchen Schmeck-den-Süden-Gastgebern schon mal an der Redlichkeit zweifelt, regiert hier oberste Transparenz: auf einer Tafel gegenüber des Eingangs sind die aktuellen Lieferanten der Rohstoffe zu sehen. Das Salatbüffet kann als sensationell bezeichnet werden. Lediglich den Kässpätzle fehlt es an Würze - und da hilft auch der Einsatz der Pfeffermühle nicht.


Lokalität: Biosphärenhotel Graf Eberhard
Bei den Thermen 2
72574 Bad Urach
Telefon: 07125/1480
E-Mail: info@hotel-graf-eberhard.de

Mittwoch, 8. Februar 2017

Tempi passati ****

















Zwischen Carl Lämmle und 200 Jahre Landesgeschichte vergeht die Zeit wie im Fluge. Als sich kurz nach 14 Uhr heftiger Appetit anbahnt, haben vielerorts schon die Küchen geschlossen - oder man schliddert haarscharf in das Loch zwischen Mittagstisch und kleiner Abendkarte. Nicht so im "Tempus", das nach mehrmonatiger Auszeit erst vor wenigen Wochen unter neuer Flagge wieder eröffnet hat und ein ambitioniertes Programm zwischen mediterranen Speisen und schwäbischen Klassikern anbietet.

Tatsächlich fühlt man sich fast in ferne Gestade entführt, in diesem hell durchfluteten, großzügig konzipierten Raum - vor bunt lasierter Keramik, die allen Speisen ein verheissungsvolles Leuchten unterlegt. Tröstlicher lässt sich ein düsterer Februarnachmittag bei Stuttgarter Feinstaubalarm fast nicht zubringen!

Menge: gerade richtig
Spätzle: die entstammen zwar nicht originär der mediterranen Küche, wurden aber überzeugend interpretiert
Käse: sortenreiner Emmentaler und Bergkäse mit ausgewiesener Herkunftsbezeichnung (Sennerei Lehern)
Zwiebeln: ein beachtenswertes Duett aus blond angeschmelzter Frischware und knurpselig frittierten Röstzwiebeln
Viskosität: angenehm soft
Beilage: dieses bescheiden als "kleiner Salat" titulierte Kunstwerk erinnert an blühende Landschaften: buschige Blattsalate, fruchtiges Rotkraut, gelb leuchtende Paprika, erdige Rote Bete, erstaunlich geschmacksintensive Scheiben von Gurke und Tomate - so wirkungsvoll drapiert, dass man das liebevolle Arrangement fast nicht zerstören mag
Zubereitungszeit: grob geschätzte 10 Minuten
Abgang: als wir noch im geschmacklichen Nachhall schwelgen, wird unser Wohlbefinden von einem Gratis-Tiramisu abgerundet (verspäteter Gruß aus der Küche, Restbestand von der Mittagskarte oder Wiedergutmachung für die mehrfach vergessene Cola?)
Preis: 10,50 Euro
Bewertung: Diese farbexplosive und mutig die imaginäre 10-Euro-Grenze überschreitende Kässpätzle-Variante hat mich rundherum glücklich gemacht!

Lokalität: Restaurant Tempus

Konrad-Adenauer Straße 16
70173 Stuttgart
Tel. 0711/86021283
E-Mail: essen@tempus-stuttgart.de

Montag, 16. Januar 2017

Ein Leben ohne Spätzle?
















Fundstück im Radolfzeller Seestern....

Samstag, 7. Januar 2017

Zur Krippe her kommet... ***

 
















Not- und Zufall liegen oft nah beisammen. Welch Glück, dass Maria und Josef einst eine Unterkunft mit Krippe gefunden haben. Und wir 2000 Jahre später eine offene Herberge gleich neben dem Krippenmuseum.

Dass dort auch noch wohlschmeckende Kässpätzle serviert werden, bietet unerwartete Stärkung und Trost an einem frostigen Winterabend. Die Speisekarte listet so viel deftige Hausmacherkost auf, dass mit Sicherheit auch Fleischliebhaber glücklich werden. Freunde regionalen Bieres ebenso.


Menge: die bestellte "kleine Portion" entpuppte sich glatt als doppelte oder dreifache
Spätzle: hier bewahrheitet sich meine These: je südlicher, desto knöpfleartiger
Käse: ein vollmundiger Emmentaler-Bergkäse-Mix - und davon nicht zu wenig!
Zwiebeln: jede Menge knurpselige Röstzwiebeln
Viskosität: kompakt und massiv
Beilage: der dazu bestellte kleine Beilagensalat würde allein schon satt machen und überzeugt mit frischem Feldsalat, würzigem Kartoffelsalat, gestiftelten Möhren, Rettich, Kraut plus zwei Tomatenachteln und einem Topping aus knackigen Sprossen
Zubereitungszeit: der Salat wurde nach 15 Minunten, die Spätzle gut 10 Minuten später kredenzt
Abgang: so pappsatt habe ich mich selten gefühlt
Preis: 7,00 Euro (für die offiziell "kleine Portion") plus 3,60 Euro (für den extra georderten Beilagensalat)
Bewertung: Gemütliches Ambiente, freundlicher Service und enorme Portionsgrößen verleiten zum Wiederkommen.

Lokalität: Gasthof zum Adler
Kirchplatz 31
89613 Oberstadion
Tel. +49735792050
E-Mail: info@adler-oberstadion.de 

Freitag, 6. Januar 2017

Bürger, Burger, Brauhaus **


















Schon beim Betreten der riesigen Hallen ergreift nich latenter Schwindel: eine wahre Armada emsiger Servicekräfte umschwirrt 280 Plätze, untermalt von einem grandiosen Gräuschpegel aus Geschirrklappern, Kindergeplärre und Gesprächsfetzen. Lange Holzbänke und -tische imitieren ein zünftiges  Brauhaus, internationale Besuchergruppen huldigen "pork shanks" und "swabian pasta".

An den Wänden historische Fotos der letzten beiden Jahrhunderte vom "Oberamt Böblingen", stattlichen Mannsbildern und fleissigen Frauen. Instintiv suche ich nach meinen Vorfahren, die keine 500 Meter von manchem Aufnahmeort gewohnt haben. Das ist durchaus noch weitere Recherchen wert!

Menge: was ursprünglich überschaubar wirkt, sättigt dann in Kombination mit einem Beilagensalat doch für etliche Stunden
Spätzle: die kommen von Bürger
Käse: auf meine Anfrage antwortet die Servicekraft mit Inbrunst: "Bergkäse  - der gibt auch den würzigen Geschmack!" Als ich um Nennung der genauen Herkunft bitte, kommt erste Unsicherheit auf und der Großhändler Metro wird als Lieferant genannt. Beim dritten Anlauf erfahre ich, dass immerhin  "Schwarzwald" auf der Tüte stehe. So viel zur ausgewiesenen Regionalität...
Zwiebeln: die laut Karte "gebräunten Zwiebel" verströmen einen angenehm herzhaften Umami-Geschmack
Viskosität: suppig-sahnig
Beilage: offiziell keine, ich bestelle jedoch einen kleinen Beilagensalat dazu (vorkonfektionierte Fertigblattsalate, geraspelter Rettich und Möhre)
Zubereitungszeit: die Kässpätzle werden nach schnellen 10 Minuten von Servicekraft A kredenzt, während der Salat einige Minuten später von Servicekraft B geliefert wird
Abgang: leicht, keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassend
Preis: 7,90 Euro (Käserahmspätzle) plus 3,90 Euro (kleiner Salat)
Bewertung: Etwas mehr Individualität und Persönlichkeit könnten diesem schwäbischen Leibgericht nicht schaden. Bei der gepriesenen Regionalität (laut der "Schmeck-den-Süden"-Philosophie sollten diese Käsespätzle "ausschließlich aus Rohstoffen unserer Region" bestehen. Offenbar: "nachweislich und kontrolliert") kommen Zweifel auf. Das kann auch durch das bemühte Engagement der Servicekräfte nicht wettgemacht werden. 

Lokalität: Brauhaus Schönbuch - Stuttgart
Bolzstrasse 10
70173 Stuttgart
Tel.: 0711- 722 30 930
E-Mail: info@brauhaus-schoenbuch.de