Sonntag, 28. Juni 2015

Ausser Pfeffer nichts gewesen **


















Ein Nachmittag in der Bruderhaus-Diakonie entführt uns in die reizvolle Umgebung des Reutlinger Stadtwaldes. Wie immer auf Ausflügen setzt prompt ein mächtiger Bärenhunger ein, eine kaum stillbare Ess-Lust. Praktischerweise lockt gleich ums Eck ein schattiger Biergarten mit attraktivem Speiseangebot.

Die Herren vom Service sind aufmerksam und rasch zur Stelle, finden für jede Frage eine Antwort und für jeden Sonderwunsch eine Lösung. Weniger ambitioniert scheint es in der Küche zuzugehen. Das Essen steht so schnell auf dem Tisch, dass man dafür kaum die Mikrowelle anwerfen konnte. Die Kässpätzle in zweierlei Varianten (mit und ohne Speck) und zweierlei Größen entpuppen sich als gleichbleibende Enttäuschung. Einzige Finesse: ein Hauch von frisch gemahlenem buntem Pfeffer.


Menge: die kleine Portion: eher was für Hungerhaken / die normale Portion: rundum enttäuschend
Spätzle: Hofbauer Spätzle aus Spaichingen
Käse: Emmentaler pur
Zwiebeln: die wurden erstmals nicht gesichtet, aber auf unser Monieren hin in kross gerösteter Form auf einer extra Schale dazu serviert
Viskosität: krisselig
Beilage: einfach nichts (beim nächsten Besuch wünschen wir uns einen Beilagensalat)
Zubereitungszeit: erschreckend kurze 240 Sekunden
Abgang: ein Nichts ist ein Nichts ist ein Nichts
Preis: 7,90 für die kleine Portion / 9,20 für die normale Portion
Bewertung:  Allein den bemühten und aufrichtigen Servicekräften ist der zweite Stern zuzuschreiben. Denn Geschmack, Preis-Leistungs-Verhältnis und Kreativität liegen auf unterstem Niveau.

Lokalität: Waldesslust
Mark (Gewand )
72762 Reutlingen
Tel.: 07121/240693
Fax: 07121/204059
E-Mail: info@waldesslust.de

Dienstag, 23. Juni 2015

Auf der sonnigen Seite ***

 




























Bedauerlicherweise geriet unsere Unterreihe "Gesundung mit Käsespätzle" nach den fulminanten Anfängen im Klinikverbund Südwest und den Kliniken Schmieder in Allensbach und Konstanz etwas ins Abseits. Ganz zu Unrecht: denn die Analogien zwischen Kulinarik und Wohlbefinden liegen eindeutig auf der Hand.

Heute wagen wir den Sprung von der medizinischen Reha ins Pflegeressort. Das Böblinger Alten- und Altenpflegeheim Sonnenhalde verfügt über eine hübsche Cafeteria, in der die mobileren Bewohner gerne an freundlich eingedeckten Tischen ihr Mittagessen einnehmen, das vor Ort täglich frisch zubereitet wird (wer den hiesigen Aufzug benutzt und versehentlich zur falschen Seite aussteigt, landet unversehens in der properen Grossküche). Mit den richtigen Connections oder einem Angehörigen im Hause kann auch als Externer vom günstigen Mittagsangebot Gebrauch gemacht werden.

Menge: was auf den ersten Blick überschaubar anmutet, entpuppt sich beim Essen dann doch durch die Komprimierung als ungemein sättigend
Spätzle: werden von der Firma TransGourmet bezogen
Käse: eine Mischung aus Philadelphia Frischkäse und Emmentaler, mit Sahne verfeinert
Zwiebeln: würzig geschmälzte Zwiebelstreifen als Topping
Viskosität: kompakte Masse
Beilage: tagesfrische Blattsalate, sowie eine leichte Grießsuppe als Vorspeise und eine Schale mit Erdbeeren als Nachspeise
Zubereitungszeit: ist uns nicht bekannt; aber um 12 Uhr wird in der Cafeteria serviert
Abgang: gut verdaulich, dennoch nachhaltig sättigend
Preis: sehr günstige 6,00 Euro (inklusive Vor-  und Nachspeise, sowie kleinem Beilagensalat)
Bewertung: Solide, kompakte, seniorentaugliche,in Auflaufform gepresste und streng vegetarische Variante des schwäbischen Klassikers. Der freundliche Service verführt zum Wiederkommen!

Lokalität: Cafeteria des Alten- und Altenpflegeheims Sonnenhalde
Gustav-Werner-Str. 14
71032 Böblingen

Dienstag, 16. Juni 2015

Im Wohnzimmer der Stadt ****

 
















Angesichts Böblingens eher dünn gesäter Hot-Spots ist eine Location mit direktem Seeblick geradezu ein Glückstreffer, möglicherweise sogar ein Publikumsmagnet. In früheren Zeiten galt das Kongresshallen-Restaurant jedenfalls als beste Adresse.

Auch wenn die Immobilie deutlich in die Jahre gekommen ist, strahlt es noch den vergangenen Charme der Siebziger Jahre aus. Dies versucht der neue Pächter Marco Neuberth geschickt mit exquisitem Schöner-Wohnen-Flair, gehobener Küche und erstklassigem Service zu kombinieren. So soll der Ort zum "Wohnhimmer der Stadt" werden.

Menge: um diese Vielfalt zu geniessen, bedarf es einer besonders langen Mittagspause
Spätzle: fein und zartgliedrig
Käse: Emmentaler mit Bergkäse
Zwiebeln: glasig gedämpfte Würfelchen
Viskosität: sahnig-cremig-soft
Beilage: ein geschmackvoller, mit zahlreichen frischen Kräutern und Blüten dekorierter Beilagensalat mit krossen Croutons und einem leichten Dressing
Zubereitungszeit: der beeindruckende Ausblick auf den Unteren See und ein schick angerichtetes Hors d´Ouevres mit Weissbrot, Olivenöl und Steinsalz besonderer Herkunft lullen uns dermassen ein, dass wir ganz die Zeit vergessen
Abgang: gegen Nachmittag zieht ein ungeahntes Sodbrennen auf
Preis: als Mittagstisch: günstige 8,80 Euro (inklusive Beilagensalat und kleine Vorspeise)
Bewertung: Absolute Frische und liebevolle Verarbeitung, kombiniert mit einem überbordenden Service überzeugen! Traurig, dass wir an diesem Tag die einzigen Mittagsgäste sind und die Böblinger Klientel zum selben Preis lieber in einem überfüllten Durchschnittslokal diniert.

Lokalität: Neuberths am See
Ida-Ehre-Platz 2
71032 Böblingen
Telefon 07031 - 20 444 0
info@neuberths-am-see.de

Dienstag, 2. Juni 2015

Damit wir klug werden **

















Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.  Angesichts des nahenden Evangelischen Kirchentags in Stuttgart zitiert die Lokalpresse den frommen Wunsch unseres OBs Fritz Kuhn: "Die Leute sollen sagen, Mensch, das ist ja eine ganz tolle Stadt."

Ob Bad Cannstatt ein heimeliges Entree für pilgernde Gäste abgibt, ist jedoch fraglich. Gleicht der schmuddelige Bahnhofsvorplatz eher einer lärmenden Vorhölle, umrahmt von XXXL-BBQ-Grill-Buden und dubiosen Import-Export-Lädchen. Bleibt die schnelle Flucht ins Cannstatter Tor, einem traditionsreichen Bahnhofslokal mit beeindruckenden Hallen in der schieren Größe eines Kirchenschiffs. Irritierend nur, dass der Eingang von rauchendem Servicepersonal mit Energy Drinks in der Hand flankiert wird...


Menge: deutlich mehr, als ich heute vertilgen kann
Spätzle: was ich eindeutig für Convenience Food halte, ist laut Ober natürlich hausgemacht und gar kein Hexenwerk ("etwas Mehl und Wasser  - dann das Ganze durch die Kartoffelpresse gedrückt")
Käse: laut Ober stammt die Fertigmischung mit Gouda und Bergkäse aus einem Großmarkt für Gastronomen ("wir müssen auch auf den Preis achten")
Zwiebeln: die finde ich nicht auf den Kässpätzle, aber sehr ausgiebig am Salatbüffet
Viskosität: sahnig-schlonzig
Beilage: freie Wahl vom sensationellen Salatbüffet mit rund 20 verschiedenen Zutaten: ich greife zu einem gut durchgezogenen und erstaunlich geschmackvollen Tomatensalat, sehr würzigen, blättrig geschnittenen und fein angebratenen Champignonscheiben, leider etwas holzigem Rettichsalat, sowie roten Zwiebeln und grünen Peperoni
Zubereitungszeit: quasi Nullkommanichts - als ich vom ersten Toilettengang zurückkehre, steht bereits der Teller auf dem Tisch
Abgang: ein robuster Verdauungstrakt kann nicht schaden
Preis: wirklich günstige 8,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung:  Trotz anfänglicher Skepsis habe ich diese Location deutlich klüger verlassen und einiges zur Kässpätzle-Herstellung gelernt. Wer als Gast über ein überdurchschnittliches Durchsetzungsvermögen und eine hohe Toleranzschwelle verfügt, wird sich sicherlich wohlfühlen.

Lokalität: Cannstatter Tor
Bahnhofstraße 30
70372 Stuttgart-Bad Cannstatt
Tel. 07 11 / 5 05 52 91

Fax 07 11 / 5 05 96 83