Samstag, 21. Juni 2014

Humpis, humpis, tätärä **

















Während andere eine Weltreise antreten, beamen wir uns mangels körperlicher Mobilität wenigstens durch die Jahrhunderte. Das Ravensburger Humpis-Quartier schlägt einen beachtlichen Bogen vom 11. bis zum 21. Jahrhundert - emotional, multimedial, durch zeitliche und architektonische Ebenen springend. Ein einzigartiges Erlebnis ist der Besuch des Museums - leider auch der angeschlossenen Gaststätte.

Dort simuliert das gediegene, holzlastige Ambiente und eine regionale, gutbürgerliche Karte eine angenehme Bodenständigkeit. Leider vermitteln die forsch-unfreundlich auftretenden Servicemitarbeiter eine gewisse Reserviertheit gegenüber fremden Eindringlingen. Auch wenn wir mit unseren Silbermünzen klimpern wie schon zu Patrizierzeiten, werden uns nur sehr unwillig die bereits  vorbestellten Speisen dargereicht.

Menge: die Bodendecke eines tiefen, extragroßen Suppentellers füllend
Spätzle: teigige, etwas trockene Knöpfle
Käse: vermutlich eine regionale oberschwäbische Mischung
Zwiebeln: fruchtig und krautig-süß schmeckend, sehr saftig angeschmelzt
Viskosität: von der grundlegenden Trockenheit abgesehen, sehr feine Käsefäden ziehend
Beilage: ein recht frischer, ansprechend angemachter Beilagensalat aus lockeren Blattsalaten, Rucola, schmackhaften Dattel-Tomaten, gehobelten Gurkenscheiben und Paprikastreifen
Zubereitungszeit: trotz Voranmeldung ca. 35-40 Minuten
Abgang: nachhaltigen Durst erzeugend
Preis: 9,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Zum durchaus soliden Speisenangebot und ebensolchem Ambiente wünschen wir uns für die kommenden Jahrhunderte  a) einen eigenen Internetauftritt und b) dringlichst ein freundlicheres Personal.

Lokalität: Gaststätte Humpis
Marktstraße 47
88212 Ravensburg
Tel: 0751 35459891


5 Kommentare:

  1. wieso so wenig Punkte, wenn doch das Essen zumindest visuell doch sehr ansprechend aussieht? wird hier die Qualität der Speisen bewertet oder das ganze drumherum?

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  2. Die exponierte Lage des Lokals ist hervorragend, die Ausstattung zünftig und zweckmäßig. Daß Reisegruppen nicht überall gerne gesehen sind, muss man halt hinnehmen. Wir als Paar mittleren Alters mit zwei halbwüchsigen Kindern wurden auf jeden Fall vollkommen korrekt behandelt und schnell bedient. Aus dem Saarland kommend, waren uns Dinnete zuvor nicht bekannt. Hier haben wir sie als vollwertigen regionalen Pizza-Ersatz kennengelernt. Lediglich das Weinangebot entsprach nicht unserem Geschmack und das Wasser schmeckte extrem abgestanden, richtig schal sogar.

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  3. Hanns-Hermann Loser6. August 2014 um 19:06

    Sehr geehrte Frau Jaiser,

    was soll die Aufregung? Ravensburg mutiert zur Zeit zur wachsenden Touristenstadt und hat darunter massiv zu leiden. Die Gastronomie ist nicht davon ausgenommen. Als Gast hat man die Wahl. Das werden Sie auch noch erkennen.

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  4. Liebe Ingeborg,

    als ein stiller Fan Deines Blog´s, war ich doch etwas entsetzt über die mittelmäßige Bewertung meiner ehemaligen Lieblingsgaststätte. Ich komme gebürtig aus Ravensburg, bin aber seit über 15 Jahren nicht mehr allzu oft in Ravensburg, da ich jetzt in der Nähe von Pforzheim lebe. Aber wenn in Ravensburg bin, dann geh ich in´s Humpis. Das Humpis ist bei den meisten Ravensburger kult und ich kann mich noch erinnern, dass da meine erste „Grüne“ Wahlkampfveranstalltung erlebt habe.

    Ich muss Hanns-Hermann ein bisschen recht geben, dass letzte Mal war das Humpis brechend voll und nicht mit den gewohnt "Alternativen", sondern jede Menge Gäste die ich eher in anderen Lokalen erwarten würde. Bei mir war das Essen wirklich gut, ich hatte nichts auszusetzen, aber das die Gabi, die ihren Job absolut professionell macht, bei der Menge an Gästen natürlich rotiert, ist klar. Das muss man erkennen und akzeptieren und darf nicht erwarten, dass noch groß Zeit für ein Schwätzle ist.

    Die Küche darf natürlich nicht unter dem Erfolg leiden, denn das Humpis wäre nicht das erste Lokal in Ravensburg, welches am Erfolg kaputt geht.

    Von daher ist es gut, dass es Deinen Blog gibt und ich hoffe, dass die Verantwortlichen Deinen Beitrag hinterfragen und es ernst nehmen, damit ich auch noch in 20 Jahren immer wieder ins Humpis kommen kann.

    Das nächste Mal werde ich Käsespätzle essen und werde berichten.


    Grüßle Michel

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  5. Lieber Michel,

    herzlichen Dank für das Outing (auch ein stiller Fan kann noch ein bekennender Anhänger werden!) und das umfangreiche Feedback. Über solch detaillierte Rückmeldungen freue ich mich immer sehr, zeigen sie doch, dass ein einmaliger Besuch immer nur eine kurze Momentaufnahme hergibt. Kundige Stammgäste können ein Lokal natürlich viel besser einschätzen. Leider wird es noch eine Weile dauern, bis es mich wieder nach Ravensburg verschlägt...

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