Dienstag, 24. Juni 2014

Essa ond Drenga ***

















Soviel Trainspotting war noch nie. Wer ahnt schon, dass Nagold über vier Bahnstationen verfügt? Und die liegen allesamt an der aufmerksamkeitsträchtigen Kulturbahn-Strecke, die auf über 100km Länge kulturelle Vielfalt jeglicher Couleur bietet.

Das Nagolder Bahnhöfle scheint sich vor allem deftiger schwäbischer Ess- und Sprachkultur verschrieben zu haben. Die mit "Essa ond Drenga" übertitelte Karte glänzt mit regionalen Klassikern wie Griebenschmalzbroten, Flädlesuppe und Fleischküchle. Gerne wird dazu eine Hochdorfer Goldkrone oder ein spritziges Mostschorle (0,3 Liter für 2,10 Euro) getrunken - letzteres wahlweise auch mal als exotische Ananas-Mostbowle.

Die Kässpätzle paaren überraschende Röstaromen mit leicht sahniger Grundkonsistenz. Guter Mix!

Menge: deutlich mehr, als zu bewältigen wäre
Spätzle: Hofbauerspätzle der Marke Seitz
Käse: Emmentaler, der Klassiker
Zwiebeln: statt Zwiebeln möchten wir eine Besonderheit anpreisen: aromatisch angeröstetes Paprikagemüse als Deko!
Viskosität: geschmeidig, mit kross angebratenen Stellen
Beilage: in der kleinen Salatschüssel befindet sich ein Achtel Salatkopf am Stück, geschmeidiger Kartoffelsalat und Streifen würzigen Krautsalats - von einem leichten Sahnedressing bedeckt
Zubereitungszeit: kurz und knapp: 10 Minuten
Abgang: macht satt, satt,satt
Preis: solo, ohne Beilagen: unschlagbare 4,20 Euro / mit kleiner Salatschüssel: 6,90 Euro
Bewertung: Sensationeller Preis bei riesigen Portionen und fixem Service. Von der verkehrsgünstigen Lage (drei Schritte vom Bahngleis entfernt, sowie jede Menge kostenloser Parkplätze vor der Türe) ganz abgesehen. Sobald die Spätzle aus eigener Produktion kommen, legen wir noch einen Stern obendrauf. Versprochen!

Lokalität: Gaststätte Bahnhöfle
Bahnhöfle Gastro GbR
Am Bahnhof 2
72202 Nagold
Telefon: 07452 3266
Telefax: 07452 823890
E-Mail: info@bahnhoefle-nagold.de

Samstag, 21. Juni 2014

Humpis, humpis, tätärä **

















Während andere eine Weltreise antreten, beamen wir uns mangels körperlicher Mobilität wenigstens durch die Jahrhunderte. Das Ravensburger Humpis-Quartier schlägt einen beachtlichen Bogen vom 11. bis zum 21. Jahrhundert - emotional, multimedial, durch zeitliche und architektonische Ebenen springend. Ein einzigartiges Erlebnis ist der Besuch des Museums - leider auch der angeschlossenen Gaststätte.

Dort simuliert das gediegene, holzlastige Ambiente und eine regionale, gutbürgerliche Karte eine angenehme Bodenständigkeit. Leider vermitteln die forsch-unfreundlich auftretenden Servicemitarbeiter eine gewisse Reserviertheit gegenüber fremden Eindringlingen. Auch wenn wir mit unseren Silbermünzen klimpern wie schon zu Patrizierzeiten, werden uns nur sehr unwillig die bereits  vorbestellten Speisen dargereicht.

Menge: die Bodendecke eines tiefen, extragroßen Suppentellers füllend
Spätzle: teigige, etwas trockene Knöpfle
Käse: vermutlich eine regionale oberschwäbische Mischung
Zwiebeln: fruchtig und krautig-süß schmeckend, sehr saftig angeschmelzt
Viskosität: von der grundlegenden Trockenheit abgesehen, sehr feine Käsefäden ziehend
Beilage: ein recht frischer, ansprechend angemachter Beilagensalat aus lockeren Blattsalaten, Rucola, schmackhaften Dattel-Tomaten, gehobelten Gurkenscheiben und Paprikastreifen
Zubereitungszeit: trotz Voranmeldung ca. 35-40 Minuten
Abgang: nachhaltigen Durst erzeugend
Preis: 9,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Zum durchaus soliden Speisenangebot und ebensolchem Ambiente wünschen wir uns für die kommenden Jahrhunderte  a) einen eigenen Internetauftritt und b) dringlichst ein freundlicheres Personal.

Lokalität: Gaststätte Humpis
Marktstraße 47
88212 Ravensburg
Tel: 0751 35459891


Dienstag, 10. Juni 2014

Gleis 1 **

















Alles aussteigen - der Zug endet hier!  Auf unseren Kreuz- und Quertouren zwischen Kliniken, Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen, zwischen Schwäb´scher Eisenbahn und Ammertallinie, zwischen universitärem Orbit und vagem Hölderlin-Feeling führen unsere Wege immer wieder nach Tübingen.

Vom Gleis 1 des Bahnhofes purzelt man direkt in dieselbige Gaststätte, die sich seit Jahren den Ruf eines wahren Kult(ur)lokals geschaffen hat. Hier trifft man in Lektüre vertiefte Wissenschaftler, ewige Studenten, alternde Jazz-Liebhaber, einsame Trinker, verirrte Durchreisende und Alleinstehende beim späten Mittagstisch. Das Ambiente bewegt sich zwischen holzvertäfeltem Bahnhofslokal und irischem Pub. Auch gut: Trainspotting auf der Aussenterrasse.

Übrigens sind die Servicemädels so flink und fix und schnell zur Stelle, dass man mit der Bestellung schnell zum Zuge kommen sollte!

Menge: so reichlich, dass mir die Hälfte freundlicherweise eingepackt wird
Spätzle: ihre Provenienz konnte nicht ermittelt werden
Käse: laut Auskunft der Bedienung: Emmentaler (hatte aber eher die Anmutung von Streichkäse)
Zwiebeln: unbedeutend
Viskosität: schlonzig
Beilage: ein Beilagensalat (grüner Blattsalat, geraspelte Möhre, einige frische, gelbe Paprikastreifen nebst Gurkenscheibe und Alibi-Tomatenachtel), der etwas größer ausfällt als der meines Nachbarn mit Tagesessen
Zubereitungszeit: schnelle 10 Minuten
Abgang: leicht und beschwerdelos
Preis: 8,60 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Kultiger Ort, gut zum Aufwärmen, Abhängen und Hungerstillen zwischen zwei Zugverbindungen. Üppige Portionen. Die Kässpätzle sind dennoch zu weich und blass geraten (trotz des Vermerks mit der Fußnote 7) auf der Speisekarte: "mit Farbstoff")

Lokalität: H·A·U·P·T Bahnhof Tübingen
Europaplatz 19
72072 Tübingen
Telefon: 07071 - 31 816
Telefax: 07071 - 35 608
E-Mail: info@hauptbahnhof-tue.de

Montag, 9. Juni 2014

Gouda, Gips und Guckloch ****

















Bad Faulenbach ist das bessere Füssen. So stellt man sich die legendäre Sommerfrische vor: blühende Wiesen, malerische Badeseen, gemächliche Täler, durchquert vom Pfad der Sinne. Zwischendrin eine kreativ gestaltete Minigolfbahn und ein multikulturelles Kneipp-Becken, inklusive lehrreicher Schautafeln zum örtlichen Gipsvorkommen.

Am bislang wohl heissesten Tag des Jahres stranden wir kurz vor einem alpenländischen Gewitter (das dann doch nicht eintritt) an der romantisch gelegenen Waldwirtschaft am Mittersee. Obwohl kurz nach 16 Uhr Hochbetrieb herrscht, ist das schmucke Servicemädel rasch zur Stelle und reicht die große Karte.


Menge: meine beachtliche Kapazität gerät an ihre Grenzen
Spätzle: superkross angebraten, mit herrlichen Röstaromen und genussvollem Biss
Käse: eine gelungene regionale Melange aus Gouda, Emmentaler und Bergkäse
Zwiebeln: Unmengen von glasig angedünsteten Würfelchen (lecker!)
Viskosität: knusprig trocken 
Beilage: ein ausgesprochen gut abgestimmter Beilagensalat mit erdiger Roter Bete, zitrusfruchtig angemachtem Möhrensalat und mit Speckwürfeln verfeinerten Krautstreifen
Zubereitungszeit: 20 Minuten (was auch den temporären Unruhen anlässlich des zu erwartenden Unwetters geschuldet ist)
Abgang: wir sind noch lange danach glücklich, satt und zufrieden
Preis: 9,60 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Romantische Lage, frische regionale Küche und ein neckisches Guckloch auf der Homepage - verspricht nicht das allein schon kulinarische Höhenflüge? Neben den kross in der Pfanne angebratenen Käsespätzle begeistern uns auch die Kräuterseitlinge mit Semmelknödel. Absolut empfehlenswert!

Lokalität: Waldwirtschaft am Mittersee
Badseeweg 5
87629 Füssen - Bad Faulenbach
Tel.: (+49) 8362 - 930 39 30
Fax: (+49) 8362 - 930 39 33
E-Mail: info@waldwirtschaft-am-mittersee.de