Donnerstag, 9. Januar 2014

Beim Weisswurst-Europameister ***

 
















Frühlingshafte Temperaturen Anfang Januar laden zu einem spontanen Ausflug zu Deutschlands schönstem Weinort ein. Und wenn es nur darum geht, beim stolzen Weisswurst-Europameister des Jahres 2007 einige hochkarätige Erzeugnisse zu erwerben.

Da wir das Zwölfuhrläuten schon hinter uns haben, lohnt ein Blick in die rustikale Speisekarte der Öchsle-"Vesperstube" (ein typisch schwäbisches Unterstatement). Am langen Nebentisch dinieren bereits die örtlichen Honoratioren und lassen uns einen Blick erhaschen auf großzügige Platten von reschen Bratkartoffeln, vollmundigen Spätzle und glänzenden Fleischgerichten.

Auch wenn die aparte Bedienung heute ihren ersten Tag hat, berät sie uns geflissentlich und engagiert. Hier gilt es einiges wegzuschaffen, denn in kurzer Zeit ist das Lokal voll besetzt, weitgehend von Einheimischen.

Menge: so reichlich, dass der Rest mal wieder eingepackt werden musste
Spätzle: rustikale Hausmacherware aus dunklem Mehl, mit reichlich grob gemahlenem Pfeffer gewürzt
Käse: eine spezielle Mischung, aus der ich Emmentaler und Bergkäse herausahne
Zwiebeln: nicht auffindbar
Viskosität: angenehm cremig-zäh, jedoch mit leicht gebräunten Ecken
Beilage: bedauerlicherweise keine - dabei war der Beilagensalat meines Mitessers (ein zarter Sauerbraten mit Spätzle und Salat für vollkommen angemessene 13,50 Euro) geradezu zum Reinlegen: die Blattsalate wurden von fein gestifteltem Rettich- und Krautsalat in einer genialen hausgemachten Marinade begleitet, deren Würze mich jetzt noch genüsslich die Lippen ablecken lässt
Zubereitungszeit: gerade mal 10 Minuten
Abgang: herzhaft und nachhaltig sättigend
Preis: 7,50 Euro (ohne Beilagensalat), 6,00 Euro als kleine Portion (die sicherlich ausreichend gewesen wäre)
Bewertung: Ehrliche, von Grund auf bodenständige Küche. Sympathisches Ambiente. Mit etwas mehr Bräunung und Knusprigkeit wären die Kässpätzle ein ernstzunehmender Aspirant für vier Sterne. Und natürlich wünsche ich mir standardmäßig diesen sündhaft leckeren Beilagensalat mit dazu.

Lokalität: Herbsts Öchsle
Hauptstr. 31
74354 Besigheim
Telefon (0 71 43)  328 08
Telefax (0 71 43)  601 36
E-Mail: info@metzgerei-herbst.de

Dienstag, 7. Januar 2014

Von den Bergen bis ins Ländle **

 
















Die ehemalige Residenzstadt Bad Urach gibt nicht nur eine malerische Location für die mittelalterliche  Heimat von Barbara Gonzaga und den Drehort schwäbischer Vorabendserien ab, sondern bezaubert auch heute noch durch gepflegtes Fachwerk, einen einladenden Marktplatz und traditionsbewusste Bevölkerung.

Wer erinnert sich da nicht an den zentralen "Grill am Markt"? Nach inspirierenden bajuwarisch-austriachischen Lehrjahren ist eine Götzendorfer-Tochter in die Alb-Heimat zurückgekehrt, um das florierende Familienunternehmen neu auszurichten. Das schmucke Gebäude am Marktplatz trägt nun einen lorbeerumkränzten Namen und beherbergt neben einer durchgestylten Gaststube drei großzügige Ferienwohnungen.

Das Wirtshaus überrascht durch stimmiges Design und ein flackerndes virtuelles Kaminfeuer. Auf einem Flachbildschirm laufen in wechselnder Diaschau die Impressionen "Von den Bergen bis ins Ländle."

Nette Idee!


Menge: ohne Beilage eher etwas für den hohlen Zahn
Spätzle: trotz der sichtbaren Existenz einer Mikrowelle wurden diese Spätzle resch in der Pfanne angebraten
Käse: der Klassiker: Emmentaler
Zwiebeln: zwar in der Karte ausgewiesen, für mich jedoch nicht eruierbar
Viskosität: kompakte Mitte, krosse Ausläufer
Beilage: um die Dürftigkeit des Tellergerichtes aufzuwerten, lohnt sich die Zugabe eines Beilagensalates: frisch geschnippelte Zutaten (Blattsalate, Gurke, Paprika, Tomate) und Dosenmais, leider in einer Pfütze von sahnigem Dressinge schwimmend
Zubereitungszeit: kaum eine Viertelstunde
Abgang: eher nichtssagend
Preis: 5,60 Euro für die Kässpätzle plus 4,20 Euro für den kleinen Salat
Bewertung: Selten schwanke ich derart in meiner Bewertung: persönliches Engagement, überaus freundlicher Service und charmante Details wie ausliegende Zeitschriften und Tourismus-Informationen, erwärmen mein Herz. Doch beim Essen sollte das Verhältnis von Preis und Umfang noch einmal überdacht werden. Die Gesamtsumme für eine halbwegs sättigende Portion impliziert andernorts doch einen höheren Qualitätsstandard.


Lokalität:Wirtshaus Laurentia
Heidi Götzendörfer
Marktplatz 7
72574 Bad Urach
Telefon: 07125/ 8379
E-Mail: w.laurentia@me.com

Donnerstag, 2. Januar 2014

Kenner trinken Württemberger ***

 
















Lasst uns das noch jungfräuliche neue Jahr mit einem deftigen schwäbischen Abend einläuten. Der geplante Konsum von Thaddäus Trolls Entaklemmer verlangt nach einer nachhaltigen Grundlage, denn das Lustspiel verherrlicht die landestypische Knausrigkeit. Ganz im Sinne des geschätzten  Fräuleins Marianne, das die Einladung zum Essen dankend ausschlägt, mit den Worten: "Noi, danke, i han erscht
geschtern ebbes gesse".

Welch Zufall, dass sich gleich gegenüber der Spielstätte die rustikalen Trollingerstubn befinden. So stellt sich nicht nur der Schwabe gemütliche Gastlichkeit vor: raumhohe Holzvertäfelung, dunkle Kassettendecken, wandfüllende Sitzbänke. Dazu ein Hauch von Rauhputz und schmiedeeisernem Zierrat. Der Legende nach verbirgt sich hinter dem Bauernstüble sogar ein sorgsam restauriertes Original aus dem Jahre 1750.

Lediglich die etwas ruppige Service-Dame passt eher in das Szenario des Entaklemmers. Scheint sie bei meinem Anblick doch zu denken: "Du hoscht d'Courage, mir onter d'Auga z'trete?"


Menge: ausreichend
Spätzle: augenscheinlich bereits vorbereitete Hausmacherware
Käse: vollmundiger Emmentaler
Zwiebeln: ziemlich krosse Röstzwiebeln, die in der Konsistenz an trockenes Papier erinnern
Viskosität: fein gesponnene Käsefäden ziehend
Beilage: den Beilagensalat kann man am großzügigen Büffet (Acker- und Blattsalate, Rote Bete, Gurkensalat, Tomatenachtel, ein schwerer Kartoffelsalat, Kidneybohnen aus der Dose, Zwiebelringe, riesige Oliven, Kürbiskerne, Fertig-Croutons, zweierlei Dressings) nach eingenem Gusto selbst in tiefe Tellern schaufeln
Zubereitungszeit: im Handumdrehen serviert
Abgang: etwas schwerfällig
Preis: 9,90 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Routiniert schwäbische Schauküche mit türkischem Inhaber und osteuropäischem Service - ein gelungenes multinationales Joint Venture also. Statt Trollinger kann man natürlich auch Lemberger bestellen.

Lokalität: Trollingerstubn
Rotebühlstraße 50
70178 Stuttgart
Telefon: 0711/621441
Fax: 0711/611195
trollingerstubn@aol.com