Montag, 30. September 2013

Bodenseesterne ****

















Wenn Dunst über dem See liegt und an der Uferpromenade die ersten Kastanien zu Boden purzeln, setzt die kontemplative Jahresezeit ein. Die Tagesausflügler werden rarer; und wer jetzt noch Radolfzell besucht, ist ein wahrer Freund und Anhänger des schwäbischen Meeres.

Wie herrlich, sich nun im mediterran-maritimen Ambiente des Seesterns aufzuwärmen. Unter dem Motto "Geniessen - Entspannen - Stöbern - Kaufen" empfängt uns eine verspielte, farbenfrohe Atmosphäre aus bunten Stoffen, klimpernden Mobiles, satt getünchten Wänden und ideenreichem Klimbim. Ein bisschen, als ob kreative Menschen kunterbunte Flohmarktfunde neu aufgemischt und kombiniert hätten - das alles auf mehreren Halb-Etagen, etwas verwinkelt und unkonventionell arrangiert.

Zubereitet wird frisch: verschiedene Spätzle-Variationen, Tapas-Platten unterschiedlicher Grösse, würziger Gemüsekuchen, leckere Kuchen und Desserts. Ganz nach unserem Gusto!

Menge: was in ein formschönes Porzellanschiffchen passt
Spätzle: filigrane, zart ziselierte, von Hand gepresste, hausgemachte Spätzle
Käse: mal Tilsiter, mal Gouda, mal anderer Käse - alles was "da oben" (es wird großzügig in Richtung  Bauernmarktladen gezeigt) gerade angeboten wird
Zwiebeln: waren nicht zu finden, dafür reichlich Schnittlauch
Viskosität: herrlich zähe Fäden spinnend
Beilage: keine - wir bestellen uns allerdings eine mittlere Tapas-Platte dazu
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Abgang: tiefe Zufriedenheit hinterlassend
Preis: 8,80 Euro
Bewertung: Neben der x-beliebigen, standardisierten Fertigware der vergangenen Wochen besticht hier überzeugende Individualität und sichtliche Liebe zu den Lebensmitteln. Das aussergewöhnliche Ambiente und der überaus freundliche, herzliche Service haben zudem einen Sonderstern verdient.

Lokalität: Bistro Seestern
Bahnhofstraße 9
78315 Radolfzell
Telefon 07732 / 820 36 87

Samstag, 28. September 2013

Schwein gehabt ***

















Der Kreis der Freunde und Förderer der Hochschule der Medien lädt zur jährlichen Mitgliederversammlung ein. Just in den (ehemaligen) Stuttgarter Schlachthof -  was für einen Vegetarier einer saumäßigen Herausforderung gleicht! Ist dennoch irgendwie eine sauglatte Idee, oder?

Beeindruckt an den über 40.000 Exponaten des Schweinemuseums vorbeiflanierend, staunen wir über die Vielfalt der (teilweise leicht ferkeligen) Ausstellungsstücke: Glücks-, Spar- und Kuschelschweine aus Gold, Plüsch, Holz, Keramik oder Kork - bemalt, lackiert, beklebt, gegossen, getöpfert oder gehämmert. Selbst ich als bekennender Fleischverächter fühle mich hier sauwohl. Keineswegs bedeutet dieses einzigartige Museum, Perlen vor die Säue zu werfen!! 

Menge: gegenüber den voluminösen Fleischgerichten eher überschaubar, dennoch vollkommen ausreichend
Spätzle: augenscheinlich aus Eigenproduktion, recht locker und luftig
Käse: würziger Allgäuer Bergkäse
Zwiebeln: sehr fein gewürfelte und sacht gedämpfte Zwiebelstückchen
Viskosität: die fluffig-leichten Spätzle und der fein geriebene, geschmolzene Bergkäse gehen eine gelungene Verbindung ein
Beilage: ein ordentlicher Beilagensalat aus Blattsalaten, Gurke, Möhre, Tomate - und einem sämigen Kartoffelsalat, der allerdings etwas mehr Würze vertragen hätte
Zubereitungszeit: unbekannt, da wir zwischen Bestellung und Auslieferung unsere einstündige Mitgliederversammlung gezwängt haben
Abgang: problemlos
Preis: 9,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Imposante Gesamtgeschäftsidee aus Schauen, Staunen, Speisen. Besonders für größere Besuchergruppen und Familienfeiern scheinen die ausladenden Hallen des einstigen Jugendstilgebäudes wie geschaffen. Neben Spanferkel und Schweinebäckchen  bewegen sich die (nicht ganz günstigen) Käsespätzle durchaus im beachtenswerten Mittelfeld.

Lokalität:   Stuttgarter Schlachthof
Schlachthofstraße 2
70188 Stuttgart
Telefon: 0711/ 66419500
Telefax: 0711/ 66419550
E-Mail: willkommen@schlachthof-stuttgart.de



Samstag, 21. September 2013

Urbis et Orbis **

















Um die Entstehungsgeschichte des Ortsnamens Bubenorbis ranken sich die absonderlichsten Legenden. Dass einst ein Bub dem anderen im Streit ins "Ohr biss", dürfte allerdings in den Bereich der wundersamen Märchen gehören. Viel eher gefällt mir da die Erklärung, ein gewisser Bubo hätte durch Rodung der Wälder das umliegende Land urbar gemacht.

Wenn sich im Herbst eine gleißende Septembersonne über die hügelige Landschaft ergießt, zeigt sich Bubenorbis von seiner schönsten Seite: sanft, grün und fruchtbar. Die Wälder sind voller Pilze, überreifer Brombeeren und herumwuselndem Getier.

Beeindruckt von so viel wohlgefälliger Landschaft, spazieren wir des Abends in das einzige Lokal am Ort, das uns selbstredend von unserer Landlady empfohlen wurde. Neben Wildgerichten, Braten und Innereien bleiben dem Vegetarier lediglich Käsespätzle zur Auswahl. Na, das trifft sich ja gut!


Menge: übersichtlich
Spätzle: formschöne Einheitsware
Käse: Edamer
Zwiebeln: einige angeschmelzte Zwiebelstreifen
Viskosität: sahnig bis suppig - diese Mahlzeit könnte glatt als Eintopf durchgehen
Beilage: sehr ordentlich angemachte grüne Blattsalate, fein geschnittene Möhren, Paprika und Radieschen
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang: unspektakulär und keinen weitreichenden Eindruck hinterlassend
Preis: 8,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Während wir vor genau 3 Jahren von den kulinarischen Köstlichkeiten der Gegend recht beeindruckt waren, bleibt heute ein eher schales Gefühl zurück. Im Landgasthof Sonne dürften sich alle Carnivoren gut versorgt fühlen - Käsespätzle gehören allerdings nicht zu den Stärken dieses Lokals.

Durchaus empfehlenswert: die selbstgemachten üppigen Semmelknödel, sowie der rezente Rostbraten.

Lokalität: Landgasthof Sonne
Familie Richard und Ingrid Braun
Haller Straße 3
74535 Mainhardt-Bubenorbis
Telefon: +49 (0) 7903 - 2392
Fax: +49 (0) 7903 - 7783
E-Mail: Landgasthof-Sonne@gmx.de

Die Qual der Wahl ***

 


Deutschland wählt! Einen Tag vor der Bundestagswahl setzen wir uns in den Schwäbischen Wald zum Pilzesammeln ab. Angesichts der zu erwartenden Ernte gibt Spezialist Mike eine erste Prognose ab:

80% Semmelstoppelpilze
0,3 % Reizker
0,6 % Parasol
0,8 % Wiesenchampignons
18,3 % Sonstige

Doch vorneweg ist erst mal Stärkung angesagt. Im Herzen der kopfsteingepflasterten Altstadt von Schwäbisch Hall lockt die neue Brasserie Salzsieder mit einer sonnigen Terrasse und einem sympathischen Speisenangebot (Frühstücksvariationen, Flammkuchen, Regionales und Saisonales).

Menge: eine recht dürftige Portion
Spätzle: "Wir stellen unsere leckeren Eier-Spätzle täglich selbst her" verspricht die Karte - auch wenn leichte Zweifel daran aufkommen
Käse: Emmentaler - der Klassiker
Zwiebeln: leider Fehlanzeige
Viskosität: eher trocken bis grisselig
Beilage: statt des erwarteten Beilagensalats mussten wir mit einer überschaubaren Dekoration aus Blattsalaten und gestiftelten Möhren Vorlieb nehmen
Zubereitungszeit: eine knappe Viertelstunde
Abgang: weiterhin Hunger hinterlassend
Preis: 6,90 Euro (als Tagesessen)
Bewertung: Trotz des günstigen Preises hätten wir etwas mehr Substanz erwartet! Wer weitere 2 Euro investiert, kann eine Anreicherung mit wahlweise Champignons oder Speck bestellen. Hübsch anzusehen und recht schmackhaft: die mit Kürbiskernöl verfeinerte Suppe meiner Begleiterin.

Schulgasse 4 (am Milchmarkt)
74523 Schwäbisch Hall
Telefon: (0791) 9 46 3 777
E-Mail: info@brasserie-salzsieder.de

Sonntag, 8. September 2013

Auf Deutschlands größtem Marktplatz ***

















Der heutige Tag des offenen Denkmals führt uns nach Freudenstadt, auf dessen 4,7 ha großen Marktplatz man gehörig im Carree springen kann. Unsere Besichtigungstouren oszillieren zwischen einem original-historischen Jugenstilhotel aus dem Jahre 1895 und einem gefakt-traditionellen Bierstadel der Neuzeit.

In letzterem baumeln rustikale Holzschlitten neben gefühlten Discokugeln von der Decke und es würde einen nicht verwundern, wenn man auf dem Weg zur Toilette Anton aus Tirol begegne. Die durchweg knackigen Servicemädels tragen hauseigene Tracht zu marathongeeigneten Laufschuhen und scheinen geradewegs vom Step-Aerobic zu kommen. Auch den Gästen seien eiserne Durchhaltekraft und gestählte Ellenbogen anempfohlen, angesichts des schon am späten Nachmittag proppevollen Lokals und der üppig beladenen gußeisernen Pfannen.

Menge: turmhohe Riesenportion
Spätzle: umami-betonte Teigwaren, die beim Erkalten in einen teiglastigen Aggregatzustand übergehen
Käse: schlichter Edamer
Zwiebeln: saftig angeschmelzte und würzig abgelöschte frische Zwiebelscheiben (lecker!!)
Viskosität: oben herum leicht gratiniert, unten herum weicher werdend
Beilage: grüne Blattsalate in Sahnedressing, nebst dem obligatorischen Tomatenachtel
Zubereitungszeit: etwas über eine Viertelstunde
Abgang: ein massives Völlegefühl ist nicht zu leugnen
Preis: 8,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Okay, okay, statt Anton war immerhin schon Xavier vor Ort!! Und Geri, der Ex-Klostertaler. Bei dieser Promidichte sei vor versteckter Kamera gewarnt.

Mit der durchweg bodenständigen Hausmannskost und dem betont rustikalen Ambiente lassen sich entfernte Familienangehörige, durchreisende Bekannte und ausländische Geschäftspartner mächtig beeinrucken. Wer Halli-Galli liebt, fühlt sich hier zuhause.

Lokalität: TURM-BRÄU
Freudenstädter Brauhaus am Markt
Marktplatz 64
72250 Freudenstadt
Telefon:  074 41 / 90 51 21
Telefax:  074 41 / 90 51 22
E-Mail: info@turmbraeu.de

Mittwoch, 4. September 2013

Gastro bei Gottlieb ***


















Vorbei das Sommerloch, vorbei die Sauregurkenzeit (obwohl ein paar Gewürzgürkchen durchaus zu meinen kulinarischen Favourites gehören).

Freundin Marion nimmt mich im Rahmen ihrer Deutschlandrundreise mit in die Daimlerstadt Schorndorf, einem putzigen Vorzeigeort mit schmucken Fachwerkbauten und halsbrecherischem Kopfsteinpflaster. Dass Gottlieb Daimler - der bekannteste Sproß dieser Remstalidylle - nicht nur innovativer Konstrukteur und Ingenieur, sondern auch Sohn eines Gastwirts und Bäckermeisters war, scheint uns ein gutes Omen zu sein.

In bester 1a-Lage am Marktplatz, schräg gegenüber des Rathauses, betreibt das Familienunternehmen Mack ein gut florierendes Cafe und Bistro. Hier treffen sich adrette Damen nach dem Einkaufsbummel, Schüler nach den großen Sommerferien und erschöpfte Touristengruppen nach der Stadtfühung. Dass mir am hellichten Nachmittag selbstverständlich ein warmes Essen serviert wird, ergibt schon die ersten Bonuspunkte.

Menge: alles in allem kaum zu schaffen
Spätzle: bandnudelartige Hausmacherware
Käse:  eine gelungene Mischung aus Bergkäse und Emmentaler
Zwiebeln: die werden sehr innovativ durch chipsig frittierte Möhrenstreifen ersetzt
Viskosität: schlüpfrig
Beilage: ein bunt gemischter Beilagensalat, sowie reichlich getoastetes Brot und Kräuterbutter als Hors d´Ouevres.
Zubereitungszeit: knappe 10 Minuten
Abgang: leicht grummelig bis blähend
Preis: als Mittagstisch: 6,50 Euro / a la carte: 6,80 Euro - jeweils mit Salat und reichhaltigem "Gruß aus der Küche"
Bewertung: Pluspunkte für prominente Lage, freundlich-schwäbischen Service und unschlagbar günstigen Preis. Nur die etwas lätschige Konsistenz der Käsespätzle entspricht nicht vollkommen unseren Vorlieben.

Lokalität: Mack
Marktplatz 4
73614 Schorndorf
Telefon: 07181 / 473 5475
Mail:
info@mack-backwelt.de

Sonntag, 1. September 2013

Fürs Leben gern ein Stuttgarter!














Achtung Werbepause: etwas PR in eigener Sache!

Weil zu schwäbischen Käsespätzle idealerweise ein Schoppen Trollinger oder ein regionales Bier passt, erschien mir der aktuelle Fotowettbewerb von Stuttgarter Hofbräu gerade richtig.

Das spaßige Fisheye-Foto meiner umtriebigen Wandergruppe beeindruckte auch die Hofbräu-Jury und erhob mich geradewegs aufs Siegerpodest:

 Für´s Leben gern ein Stuttgarter!