Sonntag, 24. März 2013

Wie Wagner in Wangen ***
















Ungeschickter hätte mein Einstand im Landgasthaus Adler kaum sein können. Als ich die Patronin Rosemarie Hangarter nach der Behindertentoilette frage, ernte ich ein herzhaftes Lachen. Nein, so etwas gäbe es hier nicht, meint die umtriebige Chefin - sie selbst werde dieses Jahr 72, ihr Mann sogar 80 und man sei immer ohne ausgekommen, da lohne sich jetzt auch kein Umbau mehr...

Während ich beschämt die geschwungene Treppe zur Damentoilette ins obere Stockwerk erklimme,  schwöre ich mir insgeheim, zukünftig den Spätzlekonsum zu drosseln und mehr an meiner Fitness zu arbeiten.

Doch wenige Minuten später sind alle guten Vorsätze vergessen. Das Gasthaus Adler in der Bodensee-Gemeinde Wangen gibt ein perfektes Landhaus-Ambiente ab, gepaart mit einer gutbürgerlichen Speisekarte und handfestem Charme. Der große Speisesaal ist dekoriert wie das Bühnenbild zu einer opulenten  Wagner-Oper (Wandmalereien, Klavier, Blütendekorationen). Ebenso üppig fallen die Portionen aus!

Menge: überreichlich
Spätzle: saftige, hausgemachte Knöpfle
Käse: damit wurde absolut nicht gegeizt - nur die Käsesorte mag uns Frau Hangarter nicht verraten
Zwiebeln: jede Menge glasig gedünstete Frischware
Viskosität: ein herrliches Netzwerk üppiger Fäden ziehend
Beilage: frische Blattsalate mit Möhren- und Rettichstiften, rezent gewürzt und mit einem sahnigen Dressing versehen
Zubereitungszeit: in angeregte Gespräche verstrickt, vergesse ich ganz, auf die Uhr zu schauen
Abgang: ohne nennenswerte Schwierigkeiten
Preis: 10,80 (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Herzhafte Küche, bodenständige Gerichte und geradliniger Umgangston. Wie häufig am Bodensee werden auch hier Knöpfle serviert. Ebenfalls empfehlenswert: der feine Tafelspitz mit Meerrettichsauce.

Lokalität: Landhaus Adler in Wangen am Untersee
Kirchplatz 6 

78337 Öhningen-Wangen 
Telefon: 07735 / 724 
info@adler-wangen.de

Sonntag, 10. März 2013

Pfefferminzburg ***


















Wer mich in diesen bedürftigen Tagen ins Auto packt und zum Essen ausführt, wird immer einen Zuschlag erhalten. Für diesen mildtätigen Rettungseinsatz sei heute besonders Mike und Heidi gedankt.

Was die Pfefferburg angeht, erinnern wir uns alle an bessere Zeiten des letzten Jahrhunderts. Geradezu legendär ist folgende Anekdote im Familienkreis: als meine Cousine ihre Hochzeitsfeier in eben jenem, nicht gerade zentrumsnah gelegenen Lokal ausrichtete, trafen entfernte Verwandte aus Bayern vollkommen erschöpft erst mit starker Verspätung ein. Verzweifelt hatten sie nach einer Pfefferminzburg gesucht...

Unschlagbar ist noch heute die spektakuläre Panorama-Lage mit weitem Blick auf Schönaich und den Schönbuch bis hin zur Schwäbischen Alb. Allerdings scheint das in die Jahre gekommene Interieur ebenfalls besseren Zeiten verhaftet zu sein. Der hier aufkeimenden nostalgischen Wehmut kann man sich nur unter Mühen entziehen.


Menge: ausreichend
Spätzle: laut Auskunft der Servicedame "selbst gemacht" (was wir aufgrund der einheitlichen Formgebung eher bezweifeln)
Käse: ein nicht sehr geschmacksintensiver, jedoch gut geschmolzener Lindenberger
Zwiebeln: homöopathische Mengen als Topping
Viskosität: visuell und haptisch an klebrig-mantschige Polenta erinnernd
Beilage: ein leider in Sahnesauce ertränkter Beilagensalat aus Blattsalaten, geraspelter Möhre, Scheiben von Radieschen und Tomate
Zubereitungszeit: ca. 20 Minuten
Abgang: ihm wurde vorausschauend mit einem Digestif nachgeholfen
Preis: 10,50 Euro (inklusive Beilagensalat, sowie Baguette und Butter vorneweg)
Bewertung:Geblendet von der wundervollen Lage und der traumhaften Aussicht, korrigieren wir die Bewertung großzügig nach oben. Denn Qualität und Geschmack der Käsespätzle liegen eher im dürftigen Mittelmaß.

Lokalität: Landgasthof Hotel Pfefferburg
In den Weinbergen
71101 Schönaich
Telefon: 0 70 31 / 75 30 - 0
Telefax:  0 70 31 / 75 30 - 60