Samstag, 28. Juli 2012

Natur pur! *

















Ein kleines Paradies ist es schon: malerisch zwischen Markelfingen und dem nahen Campingplatz Willam gelegen, mit direktem, kostenlosen Seezugang und  berauschend schönem Blick auf die gegenüber liegende Halbinsel Mettnau. Besonders beeindruckend kurz vorm Sonnenuntergang.

Das geschützte Biotop des Naturfreundehauses Bodensee beherbergt aufgeweckte Großfamilien, bunt gewandete Alternativlinge, späte Wanderjugedbewegte und gewiefte Sparfüchse, die sich den Eintritt in ein Freibad ersparen möchten. Im grosszügigen Holzhaus sind  naturbelassene Übernachtungszimmer und ein ausladendes Restaurant, plus Terrasse mit Seeblick untergebracht. Durchaus ein Ort, der zum längeren, entspannten Verweilen einlädt.


Menge: ziemlich übersichtlich
Spätzle: auch wenn die Speisekarte "selbstgemacht" suggeriert, kommen berechtigte Zweifel auf
Käse: laut Auskunft der Servicekraft: Gouda
Zwiebeln: eingekochte, fast flüssige Zwiebelmarmelade
Viskosität: matschig-sahnig
Beilage: bis auf die obligatorische Kirschtomate als standardmässiges Dekorationselement: keine
Zubereitungszeit: eine geschätzte Viertelstunde
Abgang: leicht säuerlich-süss
Preis: 7,60 Euro (ohne Beilage, ohne Salat)
Bewertung: Käsespätzle gehören hier vermutlich zu den familienaffinen Speisen: ihre breiige Konsistenz kann sowohl von Kleinkindern ohne Zähne als auch von Senioren mit schlecht sitzenden Prothesen konsumiert werden. Mich konnte man damit allerdings nicht begeistern. Daher - trotz schöner Aussicht - leider nur 1 Punkt von 5 möglichen.

PS. Eventuell noch anzutesten wäre die naturfreundliche Übernachtungspauschale mit Vollpension. Immerhin wurde hier die Existenz eines Salatbüffets gesichtet.


Lokalität: Naturfreundehaus Bodensee
Radolfzeller Strasse 1
78315 Radolfzell
Telefon: +49 7732 82377 0
Telefax: +49 7732 82377 11
E-Mail: mail@nfhb.de

Freitag, 20. Juli 2012

Schnitzelfarm am Bodensee **


















Kurz nach Ablauf der zweiten Woche werde ich von der A-Klasse in die B-Klasse hinaufkatapultiert. Quasi ein (nicht ungebedingt erwünschtes) Upgrade in die Fortgeschrittenen-Gruppe. Als Hausaufgabe empfiehlt mir meine sehr engagierte, leider auch unerbittliche Physiotherapeutin eine kleine Wanderung in ein nahes Lokal, das landläufig als "Schnitzelfarm" gehandelt wird. Was mir als Vegetarierin leider nur geringe Anreize bietet...

Trotzdem schleppe ich mich pflichtschuldigst bei 36 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten noch am selben Abend in Richtung Hegne. Die Luft ist zum Schneiden, die Schnaken stechen übermütig, der Schweiss rinnt mir in wahren Bächen vom malträtierten Leib.

Mehr tot als lebendig erreiche ich die Meisterklause, ein ausladendes Lokal in den Dimensionen eines Sportheims am Rande des Ortes. Glücklicherweise ist die grosszügige Aussenterrasse überdacht, wenngleich nicht schnakenabweisend.


Menge: riesig
Spätzle: von Bürger
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: mit reichlich Fett grosszügig angedünstete Zwiebelstreifen, wobei eine deftige Paprikanote für aussergewöhnlichen Geschmack und kräftige Farbe sorgt
Viskosität: sahnig-klebrig
Beilage: keine - obgleich das üppige Zwiebelarrangement fast als Gemüse gelten könnte
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Abgang: zusammen mit einem alkoholfreien Weizenbier reichlich Sodbrennen erzeugend
Preis: 8,60 Euro
Bewertung: Wer üppige Portionen liebt, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Doch keine Panik: die Speisekarte offeriert viele Varianten in grossen und kleinen Portionen. Die Kässpätzle hätten wir uns etwas weniger üppig, dafür jedoch mit einem erfrischenden Beilagensalat gewünscht.



Lokalität: Meisterklause
Zum Schwarzenberg 47
78476 Allensbach- Hegne 
Telefon: +49 (0) 7533 936572‎
Telefax: +49 (0) 7533 936572‎
E-Mail: info@meisterkaluse.com 

Dienstag, 17. Juli 2012

Wenn die Synapsen wieder schnapsen **

















Okay, okay, ein Klinikaufenthalt ist kein Erholungsurlaub - nähert sich dem aber schon überraschend an. Mit etwas Fantasie kann man sich fast auf einem exklusiven Kreuzfahrtschiff fühlen. Mit Wellness-Anwendungen, drei Mahlzeiten täglich, Tee, Kaffee & Wasser bis zum Abwinken, sowie einem vollen Eventprogramm werden die Synapsen wieder zum schnapsen gebracht. So bietet der heutige Tag:

08:00 Rückentraining
09:00 Massage / Heissluft
09:45 Werktherapie
11:00 Physiotherapie
13:00 Fitnesstraining
15:45 Entspannungsgruppe
16:30 Ärztlicher Vortrag

Nur durch rigides Zeitmanagent lassen sich zwischendruch noch ein paar Minuten zum Essen rausschinden. Glücklicherweise eilt mir der Ruf meiner Obsession schon voraus, denn bereits am 5.Tag werden Käsespätzle zum Mittagessen serviert. Mein Sättigungszentrum jubiliert bereits in Vorfreude, wird jedoch herb ausgebremst!


Menge:  eher eine dürftige Hungerleiderportion für die 1000-Kalorien-Diät
Spätzle: tendenziell harte, mehllastige Knöpfle, die ohne Sauce nicht verdaubar wären
Käse: unbekannt
Zwiebeln: im mikroskopisch nicht mehr nachweisbaren Bereich
Viskosität: trocken
Beilage: kleiner Beilagensalat aus geraspeltem Rotkraut, auf Wunsch Obst oder ein Fruchtquark als Nachspeise
Zubereitungszeit: unbekannt
Abgang: würde ohne dem anregenden Krautsalat sicherlich zu Verstopfung führen
Preis: ist im All-inclusive-Klinik-Paket enthalten - externe Esser können für 6,90 Euro ein Essensmärkle erwerben
Bewertung: Käsespätzle gehören eindeutig nicht zu den Spezialitäten des Küchenteams, das sonst auf mediterrane Küche abonniert ist. Immerhin fördert das sehr trockene Essen vehement die Flüssigkeitsaufnahme.

Lokalität: Kliniken Schmieder Allensbach
Speisesaal Säntis
Im Tafelholz 8
78478 Allensbach

Samstag, 14. Juli 2012

Mittelmeer am Bodensee ****

















Kaum habe ich meinen diesjährigen Sommersitz in den Kliniken Schmieder in Allensbach bezogen, sucht mich ein kolossaler Kohldampf heim (besonders gemein in Kombination mit nächtlichen Schlafschwierigkeiten). Sollte vielleicht auch das Sättigungszentrum durchgeschmort sein?

Trotz drei grosszügiger Mahlzeiten täglich (die hier etwas überstrapaziert mit dem Label "mediterran" etikettiert werden), bin ich einem aushausigen Zusatzessen nicht abgeneigt. Der Allensbacher Seegarten wird gerne von einheimischen Residenten, braungebrannten Kite-Surfern und flügge gewordenen Klinik-Patienten mit aussergewöhnlichen Gehhilfen frequentiert.

Besonders zu Zeiten des Sonnenuntergangs macht sich auf der Seeterrasse ein unnachahmliches Feeling von Adria und "O sole mio" breit. Das ist wahrlich mediterran!!


Menge: mehr als ausreichend
Spätzle: kommen aus dem Allgäu, verrät die Bedienung
Käse: der Kenner schmeckt eindeutig rezenten Bergkäse raus
Zwiebeln: der einzige, leider unverzeihliche Fauxpas: Fertigschnipsel aus der Packung. Vollkommen indiskutabel!
Viskosität: grisselig
Beilage: ein wirklich sensationeller, grosszügiger Beilagensalat mit vielseitigen Aromen: ungeahnt würzige asiatische Kresse, knackige Blattsalate, cremig angemachte Gurkenscheiben, Rotkraut mit fruchtig-süssem Unterton, frischer Rettich und erdige Möhre
Abgang: sättigend
Preis: 7,50 Euro (inklusive Salat)
Bewertung: Kompetente, flotte Bedienung. Unschlagbarer Ausblick. Südländisches Ambiente. Hochwertige Ware. Üppige Portionen, die für weniger Hungrige auch in kleiner Version vorgehalten werden. Ein Lokal, in dem ich sicher Stammgast werde!

PS Auch immer lecker, leider oft ausverkauft: Die Fischknusperle im grosszügigem Salatbett.


Lokalität: Seegarten Allensbach
Strandweg 2
78476 Allensbach
Tel.: 07533-9492826
info@seegarten-restaurant.de


Donnerstag, 5. Juli 2012

Station 42 ***

















Zugegeben: ein frischer Apoplex ist nicht gerade der attraktivste Anlass, in einem aussergewöhnlichen Ambiente eine Portion Allgäuer Käseknöpfle zu goutieren. Doch die  unerschrockene Testesserin nutzt jede Gelegenheit, um ihren Erfahrungsschatz zu erweitern.

Eben dem Schrecken der Stroke Unit entkommen, aufgrund zahlreicher Untersuchungen zu unfreiwilliger Nüchternheit verdammt, sinniere ich zwischen Thrombosespritzen, Langzeitblutdruckmessungen und logopädischen Übungen sehnsüchtig über die Speisekarte der Woche.

Für das Klinikum Sindelfingen wird zentral in Calw nach dem Cook & Chill-Verfahren gekocht. Dabei werden die Speisen konventionell zubereitet, innerhalb von maximal 90 Minuten schockgekühlt, bei einer Temperatur von null bis drei Grad Celsius gelagert und nach dem Transport zu den einzelnen Einrichtungen wieder erwärmt und fertig gegart. Und zwar in einem sog. Regenerationsraum, den ich erst fälschlicherweise für eine Chillout Zone für Assistenzärzte und Krankenschwestern halte.


Menge: für Bettlägerige reicht`s
Spätzle: feste Knöpfle
Käse: unbekannt
Zwiebeln: jipiieeeh: echte, würzige, feuchte, wohlschmeckende, angebräunte Zwiebeln
Viskosität: kompakte Konsistenz
Beilage: Curry-Mango-Suppe, Tages-Dessert und ein Beilagensalat aus Chinakohl und Radicchio.
Zubereitungszeit: längeres Prozedere (s. oben)
Abgang: leicht
Preis: all inclusive im Krankenhaus


Bewertung: Den Cook & Chill -Skeptikern kann ich nicht zustimmen. Das Essen kam warm, adrett und wohlschmeckend an meinen Platz. Die leicht gebräunte Spätzle-Oberfläche und ein saftiges Zwiebelarrangement, gefolgt von einem knackig-frischen Salat, bietet mehr an positivem Geschmackserlebnis als manches lokale Speisenangebot.

Lokalität: Klinikverbund Südwest
Kliniken Sindelfingen
Arthur-Gruber-Straße 70
71065 Sindelfingen