Sonntag, 28. Februar 2010

Schwäbische Toskana-Fraktion ***






























Nicht jeder kann sich ein Ferienhäusle in der Toskana leisten. Sparsamen, aber genussfreudigen Schwaben ist ein Besuch des Culinariums in Altdorf zu empfehlen. Hier sitzt man in einem sonnigen, mediterran anmutenden Ambiente, an der Wand stimmungsvoll aufgepinselte toskanische Landschaften, über den Stühlen farbige Houssen in herrlich leuchtenden Gelb- und Orangeschattierungen. Schöner kann ein Urlaub in Bella Italia kaum sein!

Eine Tischreservierung ist zumindest am Wochenende stark anzuraten. Motorisierte Gäste werden mit grossem Bedauern einen Blick auf die überaus reichhaltige Weinauswahl werfen. Da tröstet der obligatorische "Gruss aus der Küche" mit zweierlei Brotsorten plus Süssrahmbutter und Meerrettich-Frischkäse doch ein wenig! Wem die Abstinenz trotzdem schwer fällt, ist eine bequeme Rückfahrt mit der komfortablen Schönbuchbahn ab Holzgerlingen zu empfehlen.

Menge: überschaubar und gerade so ausreichend
Spätzle: laut Auskunft der Servicedame: hausgemacht (woran wir leichte Zweifel anmelden möchten)
Käse: unsere Frage nach der Käsesorte bleibt leider unbeantwortet
Zwiebeln: die Zwiebelmenge geht bedauerlicherweise gegen Null
Viskosität: kaum Fäden ziehend
Beilage: ein frischer, knackiger Blattsalat
Zubereitungszeit: 25 Minuten
Abgang: erstaunlich leicht
Preis: 9,00 € (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Sympathisch ist die leichte Oberflächenbräunung der Kässpätzle, die auf ein kurzes Überbacken hindeutet. Leider schmerzt der Mangel an Zwiebeln und der sahnig-dominante Unterton der Käsemischung. Erwähnenswete Pluspunkte gehen an das südländische Ambiente und die hervorragende Weinkarte!

Lokalität:
Culinarium
Margit Schuldis
Alemannenstraße 2
71155 Altdorf (bei Böblingen)
Telefon: 07031 / 608300 oder 278490
Telefax: 07031 / 608302
E-Mail: info@culinarium-schuldis.de

Samstag, 20. Februar 2010

Tischleindeckdich **






























1544 befand sich an diesem Platz die Landschreiberei mit Registratur und Buchhaltung - 2010 residiert hier Traditionsgastronomie mit Gästen, die sich zwischen Shopping und Museumsbesuch noch mal stärken wollen.

Freitagnachmittags gegen 12:30 ist das Lokal rappelvoll bis ins letzte Eck. Wagemutig melde ich Interesse an einem bereits reservierten Tisch in einer heimeligen Fensternische an, der mir - nach Rücksprache mit dem Management - tatsächlich überlassen wird. Zur Überbrückung der nicht vorhandenen Wartezeit grüsst die Küche mit Bauernbrot und Butter. Chapeau: dieser Einstand überzeugt!

Menge: gerade ausreichend
Spätzle: Convenienceprodukt von Tischleindeckdich
Käse:
eine würzig-wohlschmeckende Geheimmischung, deren Bestandteile offenbar nicht mal die Servicedame kennt
Zwiebeln: leider Fertig-Röstzwiebeln
Viskosität: kaum Fäden ziehend
Beilage: knackig frische Blattsalate mit feinem Sahnedressing
Zubereitungszeit: rekordverdächtige 7 Minuten
Abgang: sättigend
Preis: 9,20 € (inkl. Salat)
Bewertung: Die Kässpätzle entpuppen sich leider als Mix aus Fertigteilen, wenngleich professionell arrangiert. Sonderpunkte für die zentrale Lage, den souverän zuvorkommenden Service und die großzügige Getränkeauswahl.


Lokalität: Alte Kanzlei
Schillerplatz 5A
70173 Stuttgart
Tel. 0711/29 44 57

Donnerstag, 18. Februar 2010

Mens insana *






























Okayokay, eine Hochschulmensa ist kein Haubenlokal. Trotzdem treibt es mich sporadisch an die Salat- und Gemüse-Büffets der Studentengastronomie in Stuttgart-Vaihingen. Wieso nicht mal einen Seitensprung in Spätzlesgefilde wagen?

Dass das betonlastige 70er-Jahre-Ambiente einstmals einen Architekturpreis gewonnen hat, gehört zu den schwer beweisbaren, aber ewig anhaltenden Legenden. Gemütlichkeit sieht anders aus. Wer an der Kasse nicht mehr automatisch als Berufsjugendlicher durchgeht, sollte auf die Suggestivfrage "Angestellter?" geflissentlich mit "Ja" antworten. Das verdoppelt zwar den Preis, den Genuss eher nicht!

Menge: Zum Schlechtwerden reicht`s!
Spätzle:
pampige Industrieware, in einer tomatigen Sauce ertränkt
Käse: undefinierbar
Zwiebeln:
frappant an Fingernägel erinnernde Fertigschnippsel
Viskosität:
matschig
Beilage:
keine
Zubereitungszeit:
ratzfatz, im Handumdrehen, knallt die Küchenkraft kellenweise die Pampe von einem Trog auf meinen Teller
Abgang:
nach oben: würzig-tomatig aufstoßend / nach unten: mächtig-dumpf drückend
Preis:
2,-- € (für Studenten) / 3,80 € (für Angestellte)
Bewertung: Zum Abgewöhnen!!!

Tipp zur Verdauung: der sahnige Cappuccino in der Cafeteria (1,20 €) könnte glatt noch als Dessert durchgehen!



Lokalität: Mensa II
Pfaffenwaldring 45
70569 Stuttgart

Dienstag, 9. Februar 2010

Und ewig grüsst der Dachs ****





























Vom Böblinger Platzhirsch über den dortigen Frechdax zum Stuttgarter Dachswald. Sollte ich womöglich in eine waidmännische Endlosschleife geraten sein??

In die wundersame försterliche Parallelwelt verschlägt es mich mit Lomographen-Freundin Charlotte Sachter, die als lange in Hamburg lebende Exil-Schwäbin schmerzlich die süddeutsche Kochkunst vermisst. Für ihre Stuttgarter Stippvisite hat sie ein Hotel in betörendem Jagdhaus-Ambiente ausgewählt: ausladende Eingangshalle mit Hirschgeweihen, wandfüllenden Stammbäumen und archaischen Ölgemälden.

Nur dank umgehender Reservierung gelangen wir an den letzten freien Tisch im überraschend proppevollen Hausrestaurant. Glücklicherweise haben wir genügend Gesprächsthemen und interessierte Tischnachbarn (die über einen ungeahnten Spätzle-Hype im rheinischen Siegburg berichten), um die erheblich lange Wartezeit entspannt zu überbrücken.

Menge: reichlich, auf Wunsch auch als halbe Portion ( minus 2,50 Euro )
Spätzle: natürlich selbstgemacht
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: ein allzu krosser, salziger, wie frittiert wirkender Zwölfender
Viskosität: elastisch feucht
Beilage: bunter Beilagensalat (Endivie, Radicchio, Möhre, Kartoffeln)
Zubereitungszeit: recht lange 40 Minuten
Abgang: angenehm wohlig
Preis: 8,80 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Ansprechendes und sehr beeindruckendes Arrangement im gusseisernen Pfännle! Die Spätzle in einem Sahnebett schwimmen zu lassen, scheint leider derzeit in Mode zu kommen, entspricht jedoch nicht vollkommen meinem Geschmack. Empfehlung für alle Nachtischfreunde und Naschkatzen: Apfelküchle auf Vanillesoße mit Walnußeis.

Lokalität: Antikhotel Dachswald
Familie Lutz
Dachswaldweg 120
70569 Stuttgart - Vaihingen
Telefon: 00 49 7 11 / 67 83 - 3
Telefax: 00 49 7 11 / 67 83 - 500
E-Mail: hotel.dachswald@t-online.de

Montag, 1. Februar 2010

Spätzle bleibt zu Haus ***





























Just vor dem grossem OB-Kandidaten-Check in der Kongresshalle überfällt mich ein mächtiger Hunger. Dabei ist nicht mal ein Besuch der nahe gelegenen Gastronomie angebracht, denn Wasenwirt Mahmoud Schlather bringt heute keine orientalisch gewürzten Teigwaren auf den Tisch, sondern sitzt selbst auf dem Kandidatenstühlchen.

Schliesslich muss mein eigener Mann ran. Der ist bekannt für tatkräftigen Einsatz, mutige Arrangements und innovative Geschmackserlebnisse. Das industriell hergestellte Pasta-Fertigprodukt verfeinert er mit Flor de Atlantico, Muskatnuss (geht immer) und Paprika.

Menge: ausreichend
Spätzle: Industrieware von Hilcona (Wasser, Hartweizengriess, Eier aus Bodenhaltung, 5% Weizenmehl, Kochsalz jodiert, Rapsöl, Gewürzextrakte. Pasteurisiert, unter Schutzatmosphäre verpackt).
Käse:
experimentelle Mischung aus 50% Ziegenkäse, 35% Gouda und 15% Mozzarella
Zwiebeln:
aus dem Anbau von Tante Uschi, kräftig angebräunt
Viskosität:
zäh
Beilage:
Rotweinschorle von einem Zweigelt Reserve aus dem Hause Lenz Moser
Zubereitungszeit: knappe 15 Minuten
Abgang:
mächtig bis blähend
Preis:
geschenkt
Bewertung:
Das Resulat könnte jeden Food-Designer erfreuen! Der Einsatz von Basilikum als Deko setzt interessante farbliche Aspekte. Allerdings kann ich mich in diesem Kontext nicht für die Verwendung von Ziegenkäse erwärmen.

Lokalität:
Lomographische Botschaft Deutschland
Herrenalber Str. 13
71034 Böblingen